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Writing-History

Ende der sechziger Jahre kamen einige New Yorker Jugendliche auf die Idee ihren Namen mit Filzstiften auf alle erdenklichen Plätze zu schreiben, wie z.B. Telefonhäuschen, Wände, Unterführungen,….
Einige der ersten waren TAKI183, JOE136, JULIO204, BARBARA62, STAYHIGH149 und EVA62.

Zeitungsartikel in der New York Times über TAKI183 TAKI183, ein Sohn griechischer Einwanderer, arbeitete als Botenjunge und kam dadurch ziemlich viel in New York herum. Im Juli 1971 erschien ein Artikel in der New York Times über sein „Hobby“. In dem Interview erzählte er von seinem Tun und dass er die Idee durch ein Single Hit (anfänglicher Name für Hit bzw. Tag) von JULIO204 bekam. Der Artikel löste bei hunderten Jugendlichen das Interesse aus ihren Namen auf dieselbe Art und Weise überall hinzuschreiben. Wie an den oben erwähnten Namen erkennbar, stand hinter wohl fast jedem Namen eine Zahl. Diese Zahl repräsentierte die Haus- oder Straßennummer des Taggers. Parallel zu der Entwicklung in New York hatten auch Anfang der siebziger Jahre in Philadelphia Jugendliche den Einfall ihren Namen überall hinzuschreiben wo sie entlang kamen. Zwei der Bekannteren waren CORNBREAD und COOL EARL. Doch davon abgesehen hat die Writing Kultur ihren Ursprung in New York.

Da es zu der Zeit, wie heute auch, viele Gangs gab nutzten diese die damals so genannten Hits um ihr Territorium (Turf) abzugrenzen. Diese Hits führten zu noch mehr blutigen Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Gangs. Die Jugendlichen, die einfach nur ihre Hits anbrachten und oft in keiner Gang waren, wurden zum Teil von den Gangs in Ruhe gelassen, da diese das Treiben der Kids mehr oder weniger respektierten, schließlich haben diese sich auch in andere Ganggebiete hineingetraut um ihre Hits anzubringen.

Da mittlerweile unzählige Namen an allen möglichen Plätzen zu lesen waren, zählte vor allem auch die Häufigkeit der Hits. Auf den Style ihrer Hits hatten die Kids noch nicht so geachtet, wie es heutzutage bei Tags oder Pieces eine Grundlage ist. Die Tagger entdeckten ziemlich schnell dass die Subway ein sehr gutes Medium war um ihre Namen durch die ganze Stadt fahren zu lassen. Also fingen sie natürlich an die Subway von außen und innen zu bomben. Die Tags wurde mit der Zeit ausgereifter und zu kleinen Pieces, welche aber wirklich sehr klein waren, wie z.B. ein Tag das mit einer Outline versehen wird.

Mittlerweile kam man auch auf die Idee Sprühdosen, hauptsächlich die der Marke Red Devil, zu verwenden. Im Jahre 1972 soll das erste Piece auf einem Train entstanden sein von einem Writer namens SUPERKOOL223. Angeblich soll er auch als erster verschiedene Sprühaufsätze (Caps) benutzt haben. Die heutige Vielzahl der Caps gab es zu der Zeit natürlich noch nicht, und so wurden von allen möglichen Sprühdosen die Aufsätze verwendet. Es wurde immer mehr an der Buchstabengestaltung gefeilt. PHASE2, einer der Style- Pioniere, hat den Bubble- Style entwickelt oder PRIEST167 und PISTOL1 sollen die ersten gewesen sein, die 3-D-Effekte verwendet haben. Es ist nicht sicher wann der erste Wholecar entstanden ist, es soll entweder 1973 oder 1975 gewesen sein. Die Gestaltungen wurden immer umfangreicher und somit entstanden die Grundbausteine für die Graffiti-Bewegung.

Die MTA (Metropolitan Transit Authority – New Yorker Transportunternehmen) begann 1971 gegen die Graffitis anzukämpfen indem sie ihre Zugabstellplätze kontrollieren ließen. 1972 wurden die Züge systematisch gereinigt und ein Anti-Graffiti-Gesetz der New Yorker Stadtverwaltung verabschiedet. 1975 entstand die erste Graffiti- Sonderkommission der New Yorker Bahnpolizei. Doch diese Maßnahmen konnten die Graffitis nicht stoppen. Auch die Rückendeckung der MTA und der Polizei durch die New Yorker Bürgermeister Lindsay und Koch verhalf nicht zu dem gewünschten Erfolg. Die Polizei erwischte natürlich eine Menge Writer und verhielt sich teilweise sehr brutal diesen gegenüber.

In den Siebzigern fand eine schnelle Entwicklung von Graffiti statt, so dass die damaligen Writer einen Unterschied zwischen den Pieces von 1975 und 1979 sehen konnten. Viele Writer schlossen sich auch zu Crews zusammen. Graffiti wurde gewissermaßen auf den Zügen entwickelt und Züge waren das Hauptziel eines jeden Writers. BLADE hat z.B. über 5000 Züge in seinem Leben gebombt und 1977 die Blockbuster zusammen mit COMET erfunden. Bekannte Writer der siebziger Jahre waren u.a. BLADE, MARK198, MITCH77, TRACY168, DONDI, BILLY167, CLIFF159, PART1, PHASE2, T-KID170, STAY HIGH149, P.NUT2, FUZZ, BUTCH2, RIFF170, PRIEST167, PISTOL1, LIL HAWK149, SEEN, COMET, LEE, T-KID, ZEPHYR. Diese Aufzählung ist natürlich nicht vollzählig und beinhaltet auch nicht alle wichtigen Writer.

Im Jahre 1976 wurde der zweite und berühmteste Wholetrain New Yorks gemacht. Dieser ist bekannt als „Christmas Train“, stammt von der Crew Fabolous Five und war 10 Waggons lang.

Die Writer lieferten sich auch Battles, vor allem um die Bezeichnung des Kings. Es gab Battles um Zuglinien, um Throw-Ups, Inlines, Wholecars, Pieces und Tags auf Zuglinien. Viele Writer gingen auch brutal vor um ihre Line oder ihr Lay-Up bzw. Yard vor anderen zu verteidigen, wie z.B. T-KID im Ghost Yard.

Im Laufe der Zeit kamen natürlich immer mehr und mehr Writer hinzu und es gab keine Möglichkeit sie zu stoppen. Ende der achtziger Jahre ließ die MTA ihre Waggons mit einer Graffiti-resistenten Substanz beschichten welche die Farbe nicht annimmt. Dies und die verschärften Sicherheitsmaßnahmen brachte viele Writer dazu, den Zügen den Rücken zuzukehren und mehr Wände und Leinwände zu malen.

Am Anfang der achtziger Jahre interessierten sich immer mehr die Galerien für Graffiti. Den Writern bot sich die Gelegenheit, ihr Tun weiterzuentwickeln und Geld zu verdienen. Schon 1980 fanden Ausstellungen statt, wie z.B. die Graffiti Art Success von CRASH. Es wurden Leinwände von CRASH, DISCO-MED, FUTURA2000, LEE, PINK, KEL, MITCH77, STAN153 und mehreren anderen Writern gezeigt. 1981 wurde die Fun Gallery eröffnet, ein kommerzielles Projekt an dem akademisch ausgebildete Künstler wie Keith Haring mit Writern wie LEE oder FUTURA2000 zusammentrafen.

1982 nahm die Fashion Moda Gallery aus der South Bronx an der Dokumenta 7 teil und sorgte somit für die ersten Anzeichen von Graffiti in Europa, was aber nicht den Start der Kultur in Europa auslöste. LEE, ZEPHYR, BLADE, FUTURA2000, DONDI, CRASH, RAMELLZEE, QUIK, LADY PINK, SEEN und noch mehr Writer haben sich in die Kunstwelt gewagt und sind dort teilweise über einen längeren Zeitraum erfolgreich gewesen, wie z.B. BLADE der immer noch Leinwände verkauft und auf Ausstellungen eingeladen wird.

1983 veröffentlichte Charlie Ahearn den Film Wildstyle, welcher der erste authentisch dokumentierte Hip Hop Film war. Dieser Film und die Filme Beatstreet und Stylewars sorgten für einen weltweiten Boom der Hip Hop Kultur auf der ganzen Welt und waren für unzählige Jugendliche der Start in ein Leben mit Hip Hop bzw. Graffiti, B-Boying, Mcing oder Djing.

Natürlich gibt es unzählige Writer die ihren Teil zu der Entwicklung beigetragen haben und niemals erwähnt wurden. Auch gibt es Unstimmigkeiten über bestimmte Daten. Deswegen sollte dieser Historytext als Ansammlung bestimmter Informationen gesehen werden und nicht als vollständiger Text zur Anfangszeit von HipHop.