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Terence Chill

Terence Chill aus Witten ist dem Einen oder Anderen vielleicht schon durch eine seiner Features bekannt, u.a. 1998 bei Dike, 2000 auf dem Splash Sampler oder 2001 bei RAG. Nun ist er kräftig am durchstarten und hat mir die Gelegenheit für ein Interview geboten, wodurch etwas mehr Licht in die Schatten der Bunkerwelt geworfen wird.

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HHWS: Lass uns mal über deine Anfänge sprechen. Wie waren deine Anfangszeiten? Was hast du alles gemacht und erlebt?

T. CHILL: Es begann alles auf der Gesamtschule.Ich war Skater und habe ein wenig rumgetagt. Ein Schulkamerad überspielte mir eine Menge Musik, wie: EPMD,BDP,Slick Rick, Special Ed,Run DMC,Public Enemy usw. Ich fing an mich für diese Musik so zu interessieren,das ich gierig danach suchte und mir meine ersten Platten kaufte. Damals wurd ich wegen meinem ausgefallenen Musikgeschmack belächelt, vor allen Dingen, weil ich es so ernst sah und keiner verstand, das es mehr als Musik für mich war.
Heute ist es nichts Besonderes mehr. Die Medien haben es zerstört.

Ca.1994 trafen ich und Paul auf Dike, wir gründeten „Reimwärtz“ und hatten auch schon bald unseren ersten Auftritte im Ruhrpott. Irgendwann ging Dike dann solo seine Wege und Paul und ich machten als OnAnOn weiter. Wir bekamen damals viel Unterstützung von Leuten wie: Dike, Creutzfeld&Jakob, Rag, ABS und Roey Marquis, da sie uns mit auf Tour nahmen. Dadurch sind dann auch die ganzen Feature entstanden. Das waren die rosigen Zeiten.

 

HHWS: In deinem Video „Konsequenzen“ sieht man auch ein Terence Chill Piece im Hintergrund. Wie ist dein Bezug zu Graffiti?

T. CHILL: Bevor ich zum Mikrofon gegriffen habe, war es die Sprühdose. Ich habe ziemlich viel getagt und ein paar häßliche Pieces gemalt, aber würd mich nie als Writer betiteln. Ein Austauschschüler aus Paris, der bei mir in der Gegend war, zeichnete Charakter auf den Bürgersteig, wo ich immer geskatet bin und ich pauschte die mit Folie ab. Das waren meine ersten Schritte. Später bekam ich dann für meine ersten Sachen von Pahel einen Tritt in den Rücken, hab aber trotzdem weiter gemacht.
Heute hänge ich höchstens mal mit Writern ab. Ich mag Graffiti, deswegen kommt sowas auch in mein Video.

 

HHWS: Siehst du die HipHop Kultur noch als zusammenhängendes Ding oder gehen die einzelnen Teile ihre Wege?

T. CHILL: Ich habe HipHop so kennen gelernt und find es so am besten. Natürlich gehen die einzelnen Teile ihre Wege, wenn die Medien sich ausschließlich nur für die Musik interessieren und keiner der erfolgreichen Rapper HipHop repräsentiert, sondern irgendein Image. Aber es würde wahrscheinlich auch so auseinander gehen, da nicht jeder Writer HipHop hört und man zu der heutigen Musik nicht wirklich gut breaken  kann. Writer, B-Boys,Mc`s und DJ`s wird es trotzdem noch weiter geben. Ob sie sich auf Jams begegnen, das liegt an ihnen. Es hat sich halt so entwickelt.

 

HHWS: Bist du ein Fan von den Terence Hill und Bud Spencer Filmen?

T. CHILL: Ich bin nicht wirklich ein Fan, ich habe das nur gerne als ich jung war geguckt. Da gab es immer ordentlich Haue und auch ein paar gute Sprüche. Heute bin ich gelangweilt, wie bei so vielen Sachen, die man wiedersieht und nicht versteht warum man die damals gut fand.

 

HHWS: Was macht für dich einen guten MC aus?

T. CHILL: Er muß anders klingen, was anderes erzählen und abwechslungsreich sein. Das wichtigste ist eigentlch die Liveshow, da es darum geht die Leute zum durchdrehen zu motivieren. Es heißt ja nicht umsonst „Meister der Zeremonie“.

 

HHWS: Auf was für Tracks stehst du, was weißt du an einer Produktion zu schätzen? Wer sind deine Lieblingsproduzenten?

T. CHILL: Jeder findet mal ein gutes Sample, loopt es, spielt einen Basslauf, Drums und fertig. Dazu muss man nicht viel Plan von Musik haben. Meistens sind es dann auch die Beats, die am besten ankommen, da sie echt klingen. Das macht für mich nicht gleich eine gute Produktion aus, da es nicht gerad sehr kreativ ist nur zu loopen. Ich finde es gut, wenn man einen Produzenten am Sound erkennen kann. Mein Lieblingsproduzent ist Paul, er schraubt viele seiner Sounds selbst, ist musikalisch und hat einen eigenen Stil Beats zu machen. Es gibt viele gute Beats, die sind aber nicht alle vom selben Produzenten. Alles Glücksache.

 

HHWS: Heute schieben viele Gangsterfilme. Wie stehst du zu den ganzen Gangstertrips?

T. CHILL: Gangster hin, Gangster her. Ich mag weder Curse noch Fler. Mich interessiert das einfach  nicht, was die erzählen. Ab wann ist man Gangster? Wäre ein Rapper wirklich bei der Mafia gewesen, hätt man ihn längst erschossen, weil er jetzt singt. Vielleicht kommt das noch, aber dann nur, weil man es herbeigerufen hat. Jeder sollte selber wissen, was er sagt und wofür er steht. Aber auch wer er ist und was seine Worte auslösen können. Das HipHop so, nicht mehr pädagogisch wertvoll ist, ist klar.

 

HHWS: Wie bist du zu Bunkerwelt gekommen?

T. CHILL: Das war so. Ich bin mit dem 320er nach Witten-Annen gefahren, da ich gehört habe das sich da der berühmte Bunker befinden sollte. Ich fand ihn auf Anhieb und klopfte an, doch niemand hörte mich. Ich machte richtig Terror und plötzlich sprang die Tür auf und ein 2m großer Heavy schlug mir seine Gitarre ins Gesicht. Er schleppte mich nach unten zu den Toiletten, die seit den vierziger Jahren nicht mehr geputzt wurden, steckte meinen Kopf ins Klo und spülte ab. Durch die Spülung wieder zu Bewußtsein gekommen, merkte ich wie tief ich in der Scheiße steckte. Der Heavy fragte mich, was ich hier verloren hätte und was der Terror an der Tür sollte. Ich antwortete, dass ich die BUNKERWELT besuchen wollte. Der Heavy sagte:“ warum hast du das nicht gleich gesagt?“. Ganz oben, erste Tür links. Ich hetze erschöpft nach oben und wurde sofort wieder rausgeschmissen, weil ich stank.
So bin ich zur Bunkerwelt gekommen, ich habe sie einfach erfunden.

 

HHWS: Nenn mal bitte deine Alltime-Lieblings-MC’s!

T. CHILL: Masta Ace,Kool Keith, Kool G Rap, Slick Rick,Special Ed, R.A.,Sy Scott…….

 

HHWS: Wie ist die HipHop Szene in Witten?

T. CHILL: Keine Ahnung. Jams sind immer rappelvoll, aber die Gäste kommen nicht alle aus Witten.

Es gibt auf jeden Fall eine Szene, jedoch sind das eher Konsumenten als aktive HipHopper. Aus Witten kommen: Dike, OnAnOn, Kreutzfeldt&Jakob, Os, Mess, sogar ein Teil von RAG lebte zeitweise in Witten. Das sind die, die ich kenne. Es gibt bestimmt längst eine nächste Generation, die in den Startlöchern steht, aber dazu habe ich keinen Bezug.

 

HHWS: Mit welchen Künstlern würdest du gerne zusammenarbeiten?

T. CHILL: Ich plane nicht mit jemanden was zusammen zu machen, man trifft sich, versteht sich, und dann passiert es oder nicht. Natürlich gibt es MC`s die ich schätze, aber frage nicht, ob sie Interesse hätten mit mir einen Song zu machen. Mir gefällt z.B.: Stieber Twins, Profan, Fafo, Dendemann…. mehr fällt mir jetzt nicht ein, weil ich selten Deutsch-Rap höre. Amis kann man bei Frage 9 nachlesen.

 

HHWS: Was hast du für die Zukunft geplant?

T. CHILL: OnAnOn-Album, Terence Chill-Album und einen Bunkerwelt-Sampler. Welches davon zuerst erscheint, weiß der Geier.

 

HHWS: Vielen Dank für das Interview. Einige letzte Worte oder Grüße…

T. CHILL: Der Ruhrpott muß endlich die Macht übernehmen.