Spax

Als am 09.10.2004 die Sender City Jam in Mühlacker im Jugendhaus Pro Zwo anstand, hatten die Jungs von DEKAFU die Möglichkeit SPAX einzuladen, da sie mit ihm einen Track für sein All City Projekt aufnahmen.

Mir persönlich ist der Name SPAX schon seit einigen Jahren ein Begriff, hauptsächlich durch seine Auftritte mit MC Rene oder auch durch die VIVA Hip Hop Sendung „Freestyle“, in der er immer wieder mal zu sehen und hören war.

Schnell bekam man mit, dass er ein herausragender Freestyler ist. Dies bewies er am Abend der Jam auch mehrmals, u.a. am Ende des Interviews.

Natürlich wusste er nichts von seinem Glück und wurd nach seinem Auftritt im Backstage von mir überfallen…also interviewt.

Heraus kam ein langes und interessantes Interview mit einer friedliebenden, kreativen und vielzusagenden Person: SPAX. Er ist halt ein MC, kein Rapper.


 

HHWS: Wie bist du zum reimen und zu Hip Hop an sich gekommen?

SPAX: Also zum reimen und zu Hip Hop bin ich eigentlich dadurch gekommen, dass ich einfach Rap im Radio gehört hab, Rap im Fernsehen mal gesehen hab, De La Soul „3 Feet High And Rising“, damals schon Breakdance gesehen hab, 1984, da war ich aber noch jung und hab das gar nicht geschnallt. Auf jeden Fall habe ich da schon meine Affinität festgestellt dazu und im Endeffekt habe ich dann irgendwann gemerkt: „Das ist meine Ausdrucksform!“

Und wenn man dann anfängt, ich bin einer der gerne spricht und auch erzählt, das Ganze in Reime zu packen, was einen dann auch fordert und im Prinzip nach vorne bringt, ist man bei Hip Hop genau richtig.

 

HHWS: Gab es zu deinen Anfangszeiten jemals den Glauben oder das Gefühl, dass sich die Kultur so sehr verändert und so groß wird?

SPAX: Also, für mich war das was ich damals gesehen habe ja schon relativ groß. Es war klar, dass es irgendwann mal einen Weg geht und das man aber jetzt mittlerweile mit so Sachen, wie z.B. Aggro Berlin, chartet und irgendwie Gold geht, hätte ich damals nicht gedacht. Ich hätte eher damit gerechnet dass Sachen erfolgreich werden die auch mehr dem Mainstream angepasst sind. Dass aber irgendwann auch wirklich Underground Rap und harter Rap mit expliziten Wörtern in die Charts kommt, nee, damit habe ich nicht gerechnet.

 

HHWS: Jahrelang hast du dir als Freestyler einen Namen gemacht und wurdest auf diversen Songs gefeaturet. Hattest du damals schon das Ziel eines Plattenvertrags in den Augen und wolltest dein Leben mit Hip Hop gestalten?

SPAX: Ich wollte immer rappen.

Ich wollte immer rappen, der Welt sagen, was Freestyle ist.

Bei Open Mic Sessions, Battles, sag mir was realer ist…

Der erste Traum den ich eigentlich hatte, war auf eine Bühne zu gehen und zu rappen. Der zweite Traum danach war dann ne Platte zu machen, natürlich. Eine Platte zu machen bedeutet eigentlich auch einen Deal zu haben. Natürlich kann man auch ne Platte ohne einen Deal machen, wie z.B. die Jungs von DEKAFU das mit ihrer Scheibe machen. Aber das war ja vor 10 Jahren, als ich meine erste Scheibe rausgebracht hab, die erste Veröffentlichung hatte, nicht ganz so einfach. Und insofern, klar war das ein Traum.

 

HHWS: Was für einen Bezug hast du zu den anderen Sparten des Hip Hop?

SPAX: Jeder der mich kennt weiß, dass ich halt bei den B-Boys immer rumhänge, dass ich das Battle Of The Year moderiere, dass ich halt ein großer B-Boy Fan bin.

Ich bin kein großartiger Graffiti- Kenner, also ich find es super, aber dass ist nicht mein Ding. Also ich hab da keine Ahnung von, kenne da jetzt nicht alle Maler, hab so ein bisschen Grundwissen das man als Hip Hopper so hat.

Bei den DJ’s ist es so, ich bin halt selber Musiksammler, ich leg selber zum Teil auch so ein bisschen auf, aber bin jetzt kein Scratcher oder so. Das ist eben auch ne andere Sparte.

Das DJ’ing kann man ja unterteilen in so Leute die Beat jugglen und so Leute, die sich halt eher darum kümmern das Publikum zu unterhalten. Und meine Aufgabe im Hip Hop habe ich immer nur gesehen als die Leute zu unterhalten bzw. natürlich auch den Leuten was zu erzählen. Ich bin halt MC, also wirklich der Zeremonienmeister.

 

HHWS: Deine Tätigkeit als BOTY Moderator hat dich weltweit unter den B-Boys bekannt gemacht. Aus welchen Gründen bist du Moderator geworden und so lange dabei geblieben?

SPAX: Man kriegt mit wenig Aufwand viele Frauen. Blödsinn. (allg. Gelächter)

Das hat einfach was damit zu tun, dass ich es Scheisse finde…guck mal, wenn du dir jetzt B-Boys anschaust…ich fang mal anders an. Ich sehe mich jetzt als Rapper. Es gibt viele Rapper, die lassen sich einen Beat geben, die schreiben irgendwelche Texte mit irgendwelchem Inhalt, der nicht mal relevant ist und kriegen extrem viele Props, teure Videos, sehr viel Geld, bringen dann ihre Platte raus, stehen auf großen Bühnen, kriegen im Backstage Raum ihren Champagner, ihren Whiskey und alles mögliche.

Jetzt guck dir mal einen B-Boy an. Ein B-Boy, der kann ja nicht heute anfangen zu tanzen und morgen auf die Bühne. Ein Rapper könnte das. Ein B-Boy trainiert jahrelang ganz hart dafür. Trotzdem kommen die wenigsten B-Boys umsonst in einen Club, kaum einer von den Hip Hop Leuten kennt noch irgendwelche B-Boys, keiner weiss dann so: „In welcher Crew bist du?…Ah ja, ihr habt letztes Jahr das Battle Of The Year gewonnen.“ Oder „Ach du bist der, du machst die geilen Top Rocks.“ Das weiss keiner mehr.

Ich habe mir einfach gesagt, ich komme aus dieser Kultur, und mein Ding und mein Gefühl für Hip Hop habe ich dadurch bekommen, dass ich dieser Kultur zugehörig war. Also möchte ich auch genau das dieser Kultur wieder zurückgeben.

Also gehe ich auf die Bühne, und da die Breaker ja tanzen und nicht sprechen gebe ich halt meinen Teil den ich halt gut kann, nämlich das Moderieren und das Hosting, einfach wiederum als Liebe und als Respekt an die B-Boys ab. Ganz abgesehen davon liebe es einfach, und wenn man natürlich weiss dass man beim Battle Of The Year International moderiert und man steht in Braunschweig auf der großen Bühne, dann hat man einfach den besten Platz und kannst alles sehen, also diesen Job möchte man nicht einfach hergeben! (lacht)

 

HHWS: Du hast auch mal den Track „B-Boyizm“ aufgenommen und ein Video mit den Flying Steps und SSR gedreht. Was bedeutet dir das B-Boying? Hast du es auch mal selber versucht?

SPAX: Nee, aber jeder der mich kennt weiss, dass ich immer irgendwelche Top Rocks und Up Rocks mache und immer so ein bisschen probiere und alle sagen immer zu mir: „Spax, wenn du angefangen hättest zu tanzen, dann wärst du super geworden.“ Aber ich habe mich halt immer aufs Rappen konzentriert. Ich bin keiner, der halt Bock hat eine Windmill zu trainieren oder Flair, Airtwist. Das ist nicht meine Baustelle, ich bin Sprecher, ich bin Texter. Ich bin keiner der sich körperlich betätigt und darin seine Erfüllung sieht. Ich bin jemand der sich gedanklich betätigt, deswegen bin ich ein Freestyler. Dadurch dass ich das so geil finde was die Jungs da machen, dass ich es so bewundernswert finde, dass sie jahrelang trainieren, dass sie sich mehrmals die Woche treffen. Immer tranieren und so weiter und immer wieder vor der Tür stehen und dann: „Wer seit ihr? Nein, ihr kommt hier nicht rein.“ Und sie machen trotzdem weiter weil sie Bock haben zu tanzen. Aus dieser Liebe und diesem Respekt ist es einfach mein Ding. Deswegen bin ich für die B-Boys da.

 

HHWS: Wie waren die Kontakte zu den Amis, mit denen du schon getourt oder Songs gemacht hast? Kamen die auf einer persönlichen Art rüber oder war das eher Business? (Jeru The Damaja, LL Cool J, Guru, OC)

SPAX: Ach das war eine Mischung. Die erste Tour die ich gemacht hab war ja mit Jeru. Er war für mich eher langweilig, der war ein bisschen abgetörnt weil Mirko und ich ihn kaputt gemacht haben auf der Tour.

Da konnte Jeru mit seiner langweiligen Show einpacken, da hatten Mirko und ich auf jeden Fall noch einen extrem viel besseren Run, ich konnte freestylen, ich hab ein ganz anderes Entertainment. Die Amerikaner sind ja meistens so, dass sie fordern: „Wir sind aus Amerika und da wir so weit geflogen sind, geht mal ab.“ Und das ist halt überhaupt nicht meine Baustelle.

Wer richtig cool war, was nach wie vor meine Jungs sind, Jungs die ich liebe, sind einfach Gang Starr, Freddie Foxx, Afu-Ra und so weiter, redlich coole Jungs.

Cool J war einfach supernice, aber der Typ ist auch in einer ganz anderen Welt. Der Typ ist auch Big Business, der ist nice, nett, höflich, aber auch distanziert, hängt mit seinen Jungs eher rum. Aber schon interessiert so.

Und Eminem war damals einfach nur auf irgendwelchen Pillen. Aber der war auch nett und der DJ von ihm ist auch nett, DJ Head, der wohnt jetzt auch in Deutschland. Und der Typ ist auch extrem fresh gewesen, der hat uns auf dem Schirm behalten, der hat Mirko und mich zwei Jahre später noch angesprochen und sagte: „Mensch wir waren doch mal auf Tour und so.“ Das war cool, das ging schon alles.

 

HHWS: Durch das Goethe Institut warst du in Westafrika als “Teacher” unterwegs, genauso wie auch in Portugal. Wie kam es dazu und was hast du dabei alles erfahren, also was hat es dir persönlich und als Künstler gebracht?

SPAX: Also einmal ist es so, dass ich in Portugal gesehen habe wie geil es eigentlich ist beim Battle Of The Year dabei zu sein, weil die Leute mich alle von den BOTY Videos kannten. Warum ich die B-Boys übrigens noch so mag ist, dass ich bei den Typen keine Konkurrenz bin. Die Rap-Leute, die sind alle wie so beschissene blöde Weiber, die sich gegenseitig halt ein Auge aushacken. Für die B-Boys bin ich einfach nur der Host, ich bin jemand der ihnen zeigt, dass er Respekt für sie hat. Und so bin ich auch immer in den Ländern empfangen worden. Und dadurch dass die Leute in den anderen Ländern mich dann meistens über die Battle Sachen kannten und die B-Boys sagten: „Hey der Typ ist cool, der hat Liebe und Respekt für uns“ bin ich da auch mit Liebe und Respekt begrüßt worden. Und was ich gelernt habe ist einfach, das was ich schon immer wusste, Hip Hop ist einfach nicht aufzuhalten und so universell und so groß, dass es die größte Jugendbewegung ist.

 

HHWS: Du bist, wie es scheint, im kulturellen Gebiet ein sehr interessierter und engagierter Mensch, gehst für Diskussionen an Unis, malst Comics oder schreibst für Theaterstücke, wie z.B. das Frühlings Erwachen 2003 in Hannover. Sind das alles Selbstverwirklichungswege für dich?

SPAX: Na ja es ist halt so, Rap ist halt immer sehr begrenzt. Viele Leute finden ja Rap auch Scheisse, weil die einfach nur komische Sachen hören. Die verbinden dann einen ja mit Sachen, die man ja gar nicht representet. Ich will jetzt gar nicht z.B. Leute wie Aggro Berlin oder so negativ darstellen, für mich hat das alles seine Daseinsberechtigung.

Ich bin Hip Hop Freund, und das bedeutet Hip Hop kann dreckig sein, Hip Hop kann scheisse sein, das hat alles in gewisser Weise seine Berechtigung. Wichtig ist immer nur, dass es einen Ausgleich gibt, die Waage muss gehalten werden.

Das Problem ist, das wir in Deutschland durch diese Mediengewalt die Waage nicht herstellen können. Du siehst halt Leute wie Max, das ist super, aber Max ist auch nur einer. Du siehst nie Leute wie DEKAFU, die einfach super talentiert sind. Du siehst keine großen Videos von mir, obwohl ich glaube, dass ich schon das Publikum unterhalten kann. Ich werde nicht mehr auf die großen Festivals gebucht, weil es gerade kein aktuelles Album von mir gibt.

Du siehst Leute die gerade viele Platten verkaufen, weil viele Vollidioten das kaufen…Oh Gott, ich habe gerade Leute beleidigt (allgemeines Gelächter)…aber viele Leute kaufen das weil sie es super finden, dass die Leute so was wie „Motherfucker“ sagen oder „Ich ficke deine Mutter“ oder „Ich zerschneide deinem Bruder seinem Hodensack“, deswegen verkauft sich das. Aber Leute die was zu sagen haben, das zählt dann nicht mehr. Leute wissen dass ich gute Shows mache aber ich werde trotzdem nicht auf die Festivals gebucht und spiele halt dort nicht als Hauptakt weil klar ist: Derjenige der groß ist, der viel Geld bekommt, der viele Platten verkauft ist also auch derjenige, der von den Leuten zu später Stunde gesehen werden möchte.
Dadurch dass er wiederum abends spielt und eine große Gage bekommt, kann er auch seinen Auftritt so gestalten, d.h. er kann sich irgendwelche Sylvester-Böller vor die Bühne legen, kann sich noch schnell ein Bühnenbild malen lassen und steht dann um 23h auf der Bühne und hat eine fette Live Show, während dann so ein Typ wie ich, blöd wie er ist, dann nachmittags um 16h auf die Bühne gehen kann. Trotzdem sind dann irgendwie 10000 oder 15000 Leute vor der Bühne, alle gehen ab, alle feiern das, springen und sagen: „Bitte mach weiter“, hier war es ja genauso, und ich bin nicht Sammy Deluxe, ich bin nicht Kool Savas, ich hab keine Platten draussen die in den Charts sind. Trotzdem kommen Leute die noch nie auf einer Rap Show von mir waren, keiner kennt meine Hooks, da ich selber zum Teil meine Hooks nicht kenne, trotzdem machen sie alle mit, wenn ich sie gerade erfinde.

Und das liegt daran, dass das der Hip Hop Vibe für mich ist, nämlich die Leute jetzt an ihren Eiern zu packen oder auch an ihrer Klitoris, um mal die Frauen mit einzubeziehen, und im Prinzip die Leute mitzuziehen. Und das ist das allergrößte Problem. Wenn du dir das alles anguckst, dann weißt du, wir haben hier in Deutschland ein Problem. Wenn du dann also siehst wie rapmäßig es eigentlich auch begrenzt ist, dann stellst du irgendwann fest: Ey, ich geh zu einem Typen, der bei einer Oper arbeitet. Der Typ liest den ganzen Tag irgendwelche wichtigen Operetten. Du gehst zu den Typen, die lesen irgendwelche Theaterstücke mit Inhalt und Sinn und du rapst denen deine Texte vor oder du erzählst denen irgendeine Idee die du hast und plötzlich sagen die zu dir: „Alter, das ist ja richtig geil!“, wo andere Typen, die Hip Hop machen, sagen: „Du bist schwul Alter, so Operngesang, dass ist doch voll schwul.“ Oder so: „Theater für Kinder, das ist doch voll Kacke.“ Da sagst du irgendwann: Für was für Vollidioten mache ich das eigentlich. Es tut mir leid, ich kann mich einfach mit einem Großteil der Leute da draussen die Hip Hop hören nicht identifizieren, weil ich mit Hip Hop so groß geworden bin dass ich gesagt habe: „Hip Hop ist geil, ich möchte was darüber erfahren.“ Und übrigens: Ein Buch ist nicht mein Feind! Ich kann auch mal ein Buch lesen. Ich kann aber auch parallel einen Kriegsfilm geil finden oder einen Film in dem Leute umgebracht werden. Das ist in Ordnung. Das ist alles eins. Und dementsprechend kann ich mich auch in den anderen Geschichten ausdrücken, viel besser als ich es zum Teil im Rap kann.

 

HHWS: Du schränkst dich nicht ein.

SPAX: Auf gar keinen Fall. Ich glaube wirklich, dass ein echter Künstler, und das hat mir Manu (DEKAFU) gerade gesagt, das ist jetzt ein gutes Beispiel, jemand der Kunst macht und der in seiner Musik aufgeht und seine Identität besitzt und seine Kreativität benutzt, der wird sich niemals nur darauf beschränken nur eine Sache zu machen. Der Manu setzt sich hin, der baut dann die Beats, geht dann hin überlegt sich noch wie das Cover auszusehen hat. Genau wie ich, ich überleg mir noch mal: „Was kann ich in meinem Video noch machen“, ich überleg mir noch mal: „Welche Gruppe kann ich irgendwie nach vorne bringen“, schreibe mit denen Texte zusammen, nehme mir die Leute und sage: „Pass auf, das und das.“
Ich habe einen Sänger mit dem ich arbeite und der kann Sachen singen, die kann ich nicht machen, weil ich es viel zu simpel finde. Ich bin da viel zu analytisch und mathematisch und will ins Detail gehen, während er einfach nur sagen kann: „Ich liebe euch alle.“ Das singt er dann, und das ist dann super. Wenn ich das sage, dann würde mir das nicht reichen. Aber bei ihm geht das dann und das ist super. Und insofern: Man muss sich überall ausdrücken!

 

HHWS: Kommen wir mal genauer auf das Theaterstück zu sprechen. Erzähl uns doch bitte mehr darüber!

SPAX: Also es gibt zwei Sachen die ich gemacht hab. Es gibt ein altes Stück, das heisst „Frühlingserwachen“, ist von Wedekind aus dem Jahre 18..irgendwas und das handelt im Prinzip davon wie Jugendliche erwachsen werden und was sie für Probleme haben. Der eine merkt dass er schwul ist, der andere hat eine Frau geschwängert, der nächste hat Bock auf Drogen, etc.

Das ganze ist eigentlich ein Theaterstück und um das ein bisschen jugendkompatibler zu machen habe ich verschiedene Akte aus diesem Stück einfach in Raps gepackt und hab sie von den Schauspielern rappen lassen. Dadurch bekamen eben die Jugendlichen auch eine Übersetzung, da die Sprache bei den alten Sachen auch sehr romantisch ist. Und meins war dann im Prinzip die moderne Übersetzung des ganzen.

Das andere Ding ist meine „Zeitoper“, die ich gemacht habe. Es gibt eine Oper die ich geschrieben habe, das ist die Geschichte von einem Mann der nach Hause kommt, der ist eigentlich aus einer anderen Stadt, ein Geschäftsmann, und seine Frau verlässt ihn just in diesem Moment wo er diese Wohnung bezieht, weil sie einfach feststellt, dass für ihn einfach der Beruf wichtig ist, sie aber ganz andere Prioritäten setzt. Und da man eben bestimmte Sachen durch Melodie viel besser ausdrücken kann als durch Sprechgesang, weil man manchmal einfach nur eine Melodie haben muss und nicht nur viele Worte, ist sie melodisch.
Und das waren verschiedene Projekte die ich gemacht habe.

 

HHWS: Da du von deiner Musik lebst, wirst du eventuell auch von der MP3 Problematik betroffen sein. Wie ist dein Standpunkt dazu?

SPAX: Es gibt eigentlich keine wirkliche MP3 Problematik, im Endeffekt ist es so, dass man den Leute einfach nur immer wieder erklären muss: Wenn ihr nur probiert die Sachen die ich mache als MP3 zu bekommen, dann ist das auf der einen Seite ganz schön, weil ihr meine Sachen dann kennt, ihr gibt sie weiter und ihr freut euch daran und wenn ich Glück habe, dann kommt ihr auf mein Konzert. Dann wäre alles super.

Das Problem ist, das die Leute Geld für Klingeltöne ausgeben. Das ist der größte Bullshit. Die MP3s sind nicht mein Problem, die Klingeltöne von Jamba sind der größte Fuck.

Wenn ich meine Konzerte gebe, und ich gebe im Monat dann vielleicht vier Konzerte, und ich bekomme eine Gage zwischen 1.000 € und 3.000 €, dann ist das cool für mich, dann kann ich davon Leben, meine Steuern bezahlen, kann meine Wohnung abbezahlen usw. und kann mir auch was zurücklegen, da ich ja nicht rappen kann bis ich 65 bin, man muss ja auch mal daran denken, kann auch mein Studio ausbauen.

Das Problem ist: Die Leute verlieren den Bezug zur Musik! Die ziehen sich die MP3s, die MP3s verlieren an Wertigkeit, deine Kunst verliert an Wertigkeit und man muss ihnen sagen: Wenn du heute meine MP3s ziehst und morgen mein Album nicht kaufst, dann werde ich übermorgen kein Album mehr machen, weil ich keine Zeit mehr habe und kein Geld um ins Studio zu gehen und etwas aufzunehmen. Dann werdet ihr immer nur den ganzen Tag Musik von Leuten hören, die genügend Geld damit verdienen dass ihr Vollidioten für euer Handy mal wieder einen Klingelton runterladet für zwei Euro anstatt für 99 Cent meinen kompletten Track bei irgendeiner Fucking Download Plattform holt, den ihr dann hört und der euch vielleicht auch gefühlsmäßig berührt und nicht morgen wieder löscht weil der andere vom Schulhof den allerneuesten Klingelton hat. Das ist das Problem. Nicht MP3s sondern Klingeltöne. MP3s und Internet ist total geil, ich meine dadurch habe ich Jungs wie DEKAFU kennengelernt, dadurch gibt’s einen Typen, „7 Inch“, aus Berlin, mit dem habe ich gerade ne Maxi aufgenommen. Das sind Leute, die lerne ich übers Internet kennen, das sind Leute die keine große Plattform haben, die jetzt plötzlich anfangen ihre Tracks zu verschicken. Wichtig ist nur dass die Leute schnallen, wenn es einen Tonträger gibt, dass sie sich auch den Tonträger beschaffen, damit sie auch was in der Hand halten und den Bezug auch schaffen zu einem Kunstobjekt.

 

HHWS: Wie schwierig ist es überhaupt von der Musik zu leben?

SPAX: Schon schwierig, wie gesagt, weil du zeitlich eingegrenzt bist. Also ich mach das jetzt seit 15 Jahren, seit 1996/97 lebe ich davon. Am meisten lebe ich davon, dass ich jahrelang Vorschüsse bekommen habe, die ich mir dann einteilen musste. Ich bekam bei meinem ersten Album dann irgendwie 30.000 DM, davon musste ich meine Miete bezahlen, mein Essen bezahlen, mein Studio finanzieren, mir was zur Seite legen und das ganze halt versteuern. Wenn du dann wiederum nicht verheiratet bist, bist du in der ersten Steuerklasse, d.h. du zahlst schon mal grundsätzlich 30%, d.h. von 30.000 DM, die du bekommst, zahlst du 10.000 DM Steuern, das vergisst man ganz einfach. Und wenn du dann deine Auftritte machst, dann geht das schon. Je mehr du bekommst, desto mehr gerätst du in die höhere Steuerklasse und desto mehr musst du abgeben. Du kannst also eine Zeit lang gut leben, das zeigen ja jetzt auch alle in ihren Videos, dass sie sich von ihrem Geld ihr Bling, ihre Autos kaufen können, nur morgen klopft das Finanzamt und übermorgen muss man einfach mal einsehen, dass die eigentlich Crowd da draussen, dass ein Publikum, das zwischen 14 und 20 ist, das sind erstmal die Hauptkunden. Wie lange kannst du Leute in dem Alter ansprechen? Ich mit 31 schaffe es vielleicht, also ich als 25jähriger ein Publikum jetzt zu bekommen. Dann schaffe ich es vielleicht 100.000 oder 200.000 Alben zu verkaufen. Aber in 5 Jahren spreche ich ja eine ganz andere Sprache, mache eine ganz eigene Musik, weil ich ja ein Individuum bin und kann es dann vielleicht nicht mehr, spreche nicht mehr die Leute an. Also verkaufe ich dann nicht mehr 100.000 Alben sondern nur noch 20.000 Alben. Und damit geht auch dein Vorschuss runter, damit gehen die Konzerte runter, damit geht deine Gage runter. Wie lange willst du das machen, bist du 35 bist oder 40? Eigentlich ist es so, wenn du von Rap leben willst, dann kannst du eine Zeit lang von dem Geld sehr gut leben, sehr, sehr gut wenn du geschickt bist. Fakt ist aber, sobald du an später denkst, kannst du nicht so geil davon leben, weil du nämlich anfangen musst das Geld an die Sozialversicherung abzuführen, in irgendwelche bleibenden Werte wie Immobilien zu stecken, das klingt jetzt total beschissen und trocken, aber das ist ein Fakt, damit du dann auch mit 35 noch was zu essen kaufen kannst, wenn eben die Rap-Karriere nun eben mal nicht so geil läuft, wie bei vielen Rappern die man aus Amerika kennt. Und das darf man nicht vergessen.

 

HHWS: Was braucht für dich ein guter MC?

SPAX: Eier! Und damit meine ich nicht, dass man ein Mann sein muss. Ein guter MC muss wissen was er kann, was er tut und was er tun will. Er muss für mich ganz persönlich echt sein, und echt bedeutet also auch real, das bedeutet eben nicht: „Was kann denn gut ankommen, das mach ich eben mal.“

Wenn du mich nach MC fragst, dann muss er eine ganz wichtige Sache beherrschen, nämlich einsehen, dass er nicht dafür gefeiert wird, dass er auf der Bühne steht, sondern dass er dafür bezahlt wird, dem Publikum eine gute Show zu liefern. Ein guter MC kann nur dann ein guter MC sein, wenn er ein gutes Publikum hat, das auch Bock drauf hat. Und ein gutes Publikum ist nur dann ein gutes Publikum, wenn der MC es schafft, es ein bisschen rauszukitzeln aus dem Publikum. Es gibt Leute die sind MCs, es gibt Leute die sind Rapper, ich kenne viele Rapper, die gehen auf die Bühne und sagen: „Ihr kennt mein Lied, rappt mal mit.“ Aber ein guter MC sagt: „Was willst du hören? Ach fuck it, ich hab jetzt ne Idee, macht mal dies, sagt mal das…“ und das ohne das Gefühl, dass die Leute sich unwohl fühlen, die müssen Spass haben. Die Leute müssen sehen, dass sie Teil eines Ganzen sind. Das ist das, was ein guter MC macht. Ein guter MC schafft Atmosphäre.

 

HHWS: Was braucht für dich dann ein gutes Album?

SPAX: Das ist ne gute Frage. Das ist ne schwierige Frage, weil die sehr subjektiv ist. Für mich persönlich braucht ein gutes Album Herz und Authentizität. Aber ein Album ist auch dann gut, wenn es dem jeweiligen Ziel angepasst ist. Wenn ich mich jetzt heute hinsetze und ein Album mache, dass ein bisschen clubmäßig sein soll, weil ich gerade voll Bock auf Club-Sachen habe. Und ich habe dann ein Album mit nur Club-Dingern, mit coolen Hooks, mit coolen Club-Beats, dann ist das in gewisser Weise auch ein gutes Album, weil es eben auch dem Augenblick deines eigenen Herzens entspricht.

Jetzt mal zur Frage was ich für ein gutes Album halte…ein gutes Album bietet mir das Allerwichtigste, es bietet mir die Psyche, die Seele und das Herz des Künstlers. Es gibt mir einen Einblick in das, was der Künstler empfindet. Das kann egal was auch immer sein. Das ist für mich, was das Album ausmacht. Weil wenn du das Album eines Künstlers und das Herz eines Künstlers hast, dann wirst du in gewisser Weise auch eine Abwechslung in diesem Album haben. Ein Album muss für mich abwechslungsreich sein ohne bestimmte Parameter zu verlassen, also ich finde ein Album scheisse, wo du ein Lied hörst das total clubbig ist und im nächsten Moment hörst du ein Lied das davon erzählt, dass die Welt voller Tränen ist.

Es muss in gewisser Weise einen roten Pfaden haben, der dich nicht in einer zu starken Kurve beschäftigt. Du sollst dann nicht das Gefühl haben, dass du alles abdecken musst. Sondern…wenn du ein fröhlicher Mensch bist, dann mach ein fröhliches Album, wenn du nachdenklich bist, dann überleg dir wann du nachdenklich bist, bist du heute besonders nachdenklich, bist du depressiv…ey, dann fass den Stift nicht an, dann schreib zwar deinen depressiven Track, aber bring ihn nicht auf die Platte, weil das bist dann nicht wirklich du. Wenn du dich dann wirklich so fühlst, bei meinen Alben ist das so, ich bin auf der Bühne ein lustiger Typ, ich hab Bock zu unterhalten, ich hab Spass auf der Bühne und probier was frisches zu machen, aber wenn ich ein Album schreibe, dann bin ich meistens sehr in Gedanken versunken, schreibe was ernstes, schreibe ne Story, dann bin ich das eben. Und ich will dann auch nichts schreiben, was nebensächlich ist, tut mir leid. Ich kann dann nicht so was schreiben wie: „Say Ho, Motherfucker, ich geh in den Club Motherfucker.“ Das ist nicht meine Baustelle.

 

HHWS: Was möchtest du in deinen Texten rüberbringen?

SPAX: Mich! Und was mich ausmacht oder was ich denke was wichtig ist im Leben, dass man alles machen/tun/hören/sehen kann und sich einfach dann entscheidet ob man es gut oder schlecht findet und nicht, dass man von vorneherein Dinge ausgrenzt. Ich bin Pazifist und finde trotzdem Filme wie Goodfellas geil. Ich finde es super, wenn bei Casino der Typ mit dem Kugelschreiber auf brutalste Weise erstochen wird. Da stehe ich auf im Kino und klatsche und schreie: „Yeah!“

Ich finde es super, wenn bei irgendeinem anderen Film ein Typ aufsteht und einem anderen Typen einfach ins Gesicht schiesst. Find ich klasse! Das finde ich super. Fakt ist aber, ich bin Pazifist. Ich finde es nur klasse, weil ich es gerade in diesem Film gut finde. Ich find’s aber genauso gut, dass z.B. Rocky aufsteht und zu seiner Frau sagt: „Ich kann nicht mehr. Ich bin fertig.“ Und fast anfängt zu heulen. Finde ich super. Fakt ist einfach nur, du musst deinen Gefühlen freien Lauf lassen, du darfst dich selber nicht so einschränken. Du musst einfach nur gucken: was vermittele ich.

Ich finde, wenn ich sage: „Ich finde es super wenn einem ins Gesicht geschossen wird“, dann muss ich das nicht unbedingt auf meiner Platte rappen. Dann muss ich schon irgendwie sehen, was meine grundsätzliche Message ist. Meine ist: keine Gewalt.

Transportiere deine Message. Sag z.B.: „Ich schiess dir ins Gesicht, Motherfucker. Tu ich doch nicht.“ Weißt du was ich mein? Mach den Leuten klar, das ganze Leben ist ein Balanceakt. Jemand der mir erzählt er ist Pazifist und er würde sich nicht wehren wenn seine Familie in Bedrohung gerät…das ist schwierig. Wenn ich hier ne Kanone hinlegen würde und da wäre ein anderer Typ mit einer Kanone und der sagt: „Ich schiess jetzt dein Kind ab.“ Dann würdest du aber ruckzuck dem Typen sein Hirn rausblasen. Und das ist die Realität und das darf man auch nicht verleugnen. Und das kommt für mich auch immer wieder in meinen Texten rüber.

Ich habe bestimmte Gedanken, ich habe bestimmte Ideen, ich kann mich in bestimmte Sachen hineinversetzen. Wenn du mein Album hörst, dann gibt es Songs die rapkritisch sind wie „Karma“, dann gibt es Songs die weltpolitisch-kritisch sind wie „Kriegstagebuch“, der aber trotzdem versteht warum es Kriege gibt, dann gibt es nen Song wie „Psycho“ der aus der Sicht eines Typen erzählt, der nicht nur gute Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat aber der auch sagt, es gibt für alle Leute eine Chance.

Ich persönlich finde es wichtig, dass du als Künstler nicht nur eine Seite von dir zeigst. Es gibt eine Hammer-Crew aus Dortmund, La Müetz (?) heissen die, Killer-Sachen machen die, und ich hab gestern mit ihm telefoniert, dem Don, und er sagte: „Ach momentan…alles was ich schreibe ist so…ich schreib ein Lied und ich will den Leuten Hoffnung geben. Das einzigste was hoffnungsvoll ist sind vier Zeilen. Im ganzen Text!“ Ich sagte:“Ja, das ist nicht so gut.“ Auf der einen Seite cool, auf anderen Seite muss man sich manchmal dazu zwingen ne Sache gut zu sehen. Man kann sehr einfach deepe, traurige und sehr abstakte, kräftige Texte schreiben. Sobald du anfängst mit: „Mein Tag beginnt, das Schwert des Damokles schwebt über meinen Kopf, morgen weiss ich nicht wie kann ich den Hunger stillen, ich seh den Drogen-Dealer auf dem Schulhof, er verkauft den Kindern Drogen und Pillen…“ Weißt du, da setze ich mich hin und schreibe den ganzen Tag nur so’n Zeugs. „Und jede Träne in meinen Augen symbolisiert die Schwere die meinem Herzen entströmt und ich habe mehr als 2000 Tonnen Schmerzen und schlechte Gedanken….“ Ja, gut. Das geht, tu es einmal, mache ich auch. Für mein All City Projekt schreibe ich genau so ein Zeug. Ich habe Bock, dass das ganze so ein bisschen Underground-Schwer-Traurig wird. Aber du bist nicht immer so. Also probier den Leuten auch was Gutes zu geben. Du musst ja nicht sagen: „Tassen hoch, mach die Weiber lang, sauf die Birne zu…“ Aber so ein bisschen…bring ihnen auch mal Licht, bring ihnen nicht nur Schatten.

 

HHWS: Wie siehst du die aktuelle Hip Hop Szene in Deutschland?

SPAX: Da gibt’s Sachen, die find ich gut, da gibt’s Sachen, die find ich scheisse. Das ist wie im Leben, das ist wie die Filmszene, die Schauspielszene. So ist einfach Hip Hop gerade in Deutschland. Ich glaube, Marco (DJ Kid Cut, sein DJ an dem Abend) eigentlich ist es doch so, wenn man es so potenziert und vergleicht mit früher…bei den Leuten die cool miteinander sind, die sind genauso cool wie früher, und bei den Leuten die schon immer oberflächlich waren, die sind immer noch oberflächlich, nur dass es jetzt auf eine größere Menge potenziert ist.

Eigentlich, ganz tief, im Herzen von Hip Hop hat es sich nicht verändert, es gibt genauso viele coole Typen wie auch Vollidioten. Das einzigste, das sich halt verändert hat ist, dass die Leute, die eigentlich schon immer cool gewesen sind, ein bisschen mehr davon frustriert sind, dass es so viele Vollidioten gibt. Das ist, glaube ich, so meine Variante davon.

Ich persönlich muss sagen, ich hab auf ganz wenig Sachen nur noch Bock. Ich liebe Hip Hop to the fullest, aber ich hab keinen Bock mehr auf die ganzen komischen Leute, wirklich nicht.

Ich hab kaum noch Bock auf viele meiner Rap Kollegen, ich will die Backstage nicht treffen, ich will mit denen nicht reden, will mir ihre Alben nicht anhören. Das wollen sie auch von mir nicht, das ist in Ordnung. Viele finden mich ja auch Scheisse, das beruht auf Gegenseitigkeit. Ach…ich will keine Namen droppen, weil die Leute wollen Namen hören, weil die Leute nur davon leben, dass wir hier gute Zeiten schlechte Zeiten machen….ah, der hat den gedisst, der hat den gehauen. Fuck it. Ist mir scheissegal, die sollen sich alle die Fresse polieren, die sollen sich alle dissen. Ich hab damit nichts zu tun, ich gehöre nicht zu denen. Ich gehöre zu Leuten, die Rap lieben, die meine Sachen lieben. Das Ding ist, solange ich Sachen von Leuten Scheisse finde, dann finde ich sie nur Scheisse. Solange dies nur so ist, interessieren sie mich einfach nicht. Solange sie in meinem Leben eine Rolle spielen weil ich merke, dass sie Leute Sachen erzählen die nicht gut sind…wenn ich jetzt ein Lied höre wie: „Nehmt doch alle jetzt Crack.“ Dann würde ich sagen: „Also Entschuldigung, ich finde Künstler ABC jetzt nicht geil, weil der so einen Scheiss redet.“ Das ist ja wohl total beschissen. Wenn irgendjemand sagt: „Alle Schwulen gehören erschossen.“ Dann sage ich: “Jungs, ich finde Künstler DEF nicht geil, weil das geht einfach nicht!“ Aber solange sie einfach dieses Zeug da machen…(Jemand im Raum macht die Aufforderung zum Name Dropping)…komm, ich will kein Name Dropping machen, was soll das. Das schürt nur Hass, damit schaffst du auch nur Leuten die noch nichts auf die Beine gestellt haben, die nichts auf die Reihe kriegen, die nicht mal wirklich Eier haben, irgendeine Plattform zu geben. Wieviel Leute dissen mich, kennen mich nicht, sprechen nicht mit mir. Das sind Typen, die stellen sich zu mir auf die Bühne, innerhalb von zwei Sekunden würde ich die Typen wieder runterschicken, weil keiner die Typen sehen will. Ich würd sagen: „Hier hast du dein Mic, hier hast du den Beat, rap mal drauf. Erfind mal ne Hook..“ Die sagen: „Äh..“ Die können dann ihre geschriebenen Texte rappen. Das ist ihre Baustelle, ich mach was anderes. Das hat damit nichts zu tun. Ich bin mit Leuten cool auf die ich Bock hab.

 

HHWS: Ein momentanes aktuelles Projekt (Oktober 2004) ist das All City Projekt. Welche Beweggründe hast du, um ein solches Underground Ding durchzuziehen?

SPAX: Das ist ganz einfach. Ich habe mir in gewisser Art und Weise im letzten Jahr einen Namen gemacht, dieser Name ist nicht besonders groß und auch nicht besonders populär, aber es gibt ihn auf jeden Fall. Und ich finde es einfach traurig, dass nicht mehr Leute die gute Texte haben und gutes Material haben, einfach größer werden. Es ist so, ich habe mich schon oft genug selber inspiriert, ich möchte einfach am Puls der Zeit bleiben, ich möchte neues, frisches Material von Leuten hören. Möchte mich in gewisser Weise mit ihnen messen ohne mit ihnen zu battlen. Ich möchte, dass wir uns gegenseitig motivieren, sie können mir neue Kraft geben, ich kann ihnen was von meiner Erfahrung geben. Wir treffen uns und sitzen irgendwo.

Wenn ich schon keinen Bock hab auf die Typen, die ich jahrelang kenne, dann will ich neue Leute kennen lernen. Das sind Leute, die kommen einfach nicht zu mir und sagen: „Ey, ich bin der Typ und ich mach das und das“, weil die dann vielleicht denken: „Das kann ich jetzt nicht machen. Ich kann jetzt nicht Spax vollabern.“ Oder: „Ach der Typ ist eh ein Affe, ich hab über den das und das gehört.“ Und deswegen macht man einfach so ein Projekt zusammen, setzt sich hin, schreibt, merkt man ist einfach auf einer Ebene. Ich bin auf einer Ebene mit allen anderen Leuten, die Musik machen. Für mich gibt es da keinen Unterschied, ok ich habe Erfahrung. Ich erwarte von Leuten einen gewissen Respekt, aber dieser Respekt ist nicht: „Bitte kniet euch vor mir hin und küsst meine Füsse.“ Sondern gebt mir Respekt dafür, dass ich schon sehr viel gemacht hab und wenn ich euch etwas sage, dann geht davon aus dass ich damit nicht sagen will: „Ich bin viel geiler als ihr“, und darum hab ich jetzt dieses große Maul, sondern ich möchte einfach meine Erfahrung da irgendwie abgeben. Und mehr nicht. Das ist das einzigste, das ich erwarte. Ansonsten mache ich nichts anderes als die Jungs (zeigt auf die Jungs von DEKAFU), als die Jungs da draussen…ich rappe. Ich bin Hip Hop. Wir alle sind Hip Hop. Ich will nicht auf die Bühne gehen und dann tausend Mädchen hören die schreien: „Du bist so geil, ich will sofort von dir gefickt werden und ich will von dir ein Kind und du bist..Gott.“

So bin ich nicht, sondern wenn du mit mir cool bist und ich Zeit hab, setzen wir uns hin und unterhalten uns und du sagst: „Den Track finde ich cool, das ist nice, das ist schwierig, das habe ich nicht verstanden…“ Das ist meine Welt. Ich will kein Backstreet Boy sein, das bin ich nicht, ich bin down to earth. Ich will Kontakt zu Leuten, ich möchte das nicht verlieren. Und das ist für mich All City.

 

HHWS: Was für Zukunftspläne hat Spax? Was kann man alles von dir erwarten?

SPAX: Ich will reich werden. (lacht) Eigentlich lebe ich meinen Traum. Punkt. Und das ist meine Zukunft, ich will meinen Traum weiterhin so leben. Und das ist alles.

 

HHWS: Ja wenn du mal aufhören würdest zu rappen, würdest du dann irgendwie anders tätig sein?

SPAX: Ich weiss nicht ob man aufhören kann zu rappen…Ich würde auf jeden Fall immer was damit zu tun haben, ich produziere gerade einen Künstler der singt, ich gebe Workshops, ich kann Leute an meinem Wissen teilhaben lassen. Aber dazu kommt einfach noch, dass es so viel mehr gibt, weißt du. Viele Leute die eben mit Rap nichts zu tun haben, die wissen auch das was ich kann, künstlerisch ganz anders zu schätzen. Bei mir ist es ja nicht einfach so, dass die Leute sagen: „Der rappt ganz gut.“ Oder „Der freestylet ganz gut.“ Es gibt ja auch einige Leute, die sagen: „Das was der textlich macht ist ja ein ganz geiler Film auf dem er da ist.“ Vielleicht ist der Track dann nicht geil oder nicht gut gerappt der Meinung nach, aber inhaltlich würde der dann sagen: „Wie geil ist denn das bitte?“

Deswegen wird es für mich immer irgendsowas zu tun geben, und wenn nicht werde ich…keine Ahnung…dann werde ich aggressiv…

 

HHWS: Vielen Dank für das Interview. Letzte Worte oder irgendwelche Grüße…

SPAX: (beginnt zu freestylen) Mein letztes Wort – Kid Cut, was geht denn ab,
Ich hoffe du hast alles schon in den Wagen gepackt,
ich muss noch mal kurz an den Kofferraum,
ich weiss ganz genau, du hoffst es kaum,
doch ich bin jetzt fertig mit diesem ultralangen Interview,
ich muss ein bisschen Cash abholen und dann im Nu
fahren wir nach Stuttgart auf die Party zu den Jungs mit meinem Mann Strachi
und ich weiss, ich verabschied mich von diesem Publikum,
es gibt für mich nicht viel zu sagen,
aber ihr könnt eins erraten,
na klar man, von mir kann man noch ein neues Album erwarten,
mein Album mit den Jungs im All City Projekt,
und ich hoffe auch dass ihr meine anderen Produktionen mit anderen Künstlern checkt,
ich werd mich nicht verändern, ich setz mir keine Maske auf,
ich mache das gleiche wie immer, setz die Massen unter Druck und nehms in Kauf,
das alle Leute sagen: „Gottverdammt, du bist weak“,
doch das bedeutet nur eins, Homeboy, das bedeutet Krieg,
ich werde freestylen bis ich keine Luft mehr hab,
bis du keine Luft mehr hast und bis du genug davon hast,
mir zu sagen, wie wack ich bin, ich mach dir 50.000 Tracks
und sag, wie korrekt ich bin,
und wenn du das nicht magst, dann ist mir das scheissegal,
das hier ist meine Bühne und mein Areal,
also Fucker, Pass auf, du willst mit mir Beef,
es tut mir leid, ich habe keine Zeit weil es Beef mit mir nicht gibt,
du langweilst mich und ich hab keinen Bock auf Langeweile,
ich rappe nur für Jungs auf die ich Bock hab, und zwar Zeile für Zeile,
für die nehm ich mir Zeit und zwar 50.000 Stunden,
aber durch Disses und Battles bin ich nicht in aller Munde,
alle wollen sich aufblasen, als wären sie große Ballons,
alle schreiben über Nacht irgendwelche Disses und Battle-Songs,
aber ich hab das hinter mir, so viele Winter hinter mir,
so viele Kinder im Internet, so viele Spinner sind hier,
aber das ist nicht meine Baustelle, das ist nichts
was ich zur Schau stelle,
es ist als ob ich einer von diesen Hunden bin,
aber dass ich auch belle aber dabei nicht unbedingt beisse,
weil ich darauf scheisse dass ihr sagt: „Ich bell bei den meisten“,
aber alles was ich sage ist: „Ich kann mir alles was ich will leisten“,
nicht vielleicht finanziell, aber rapmäßig auf jeden Fall,
ich weiß ganz genau es geht schnell, ich komm kurz rein mit meinem Mic und überfall
deine Crowd und sag den Leute was geht und
zeig den Leuten wie peinlich du dich auf deiner Bühne bewegst,
nicht echt bist, dein Bling nur aus Plastik,
und ich sag im nächsten Moment, dass ich krass bin,
und warum, weil ich’s spassig find,
ich mach das aus Lust, du machst es aus Frust,
Gottverdammt, wer von den Pennern da draussen hat dich gebucht,
du bekommst viel zu viel Gage für ’nen schlechten Auftritt,
während ich auftret und ich weiss ganz genau, du hast Zutritt,
aber nicht in meinen Backstage Raum, nicht zu meiner Crowd,
nicht zu meinem Glauben und vor allem nicht zu meinem Traum,
weil ich leb ihn jetzt und ich geb ihn jetzt
genau dafür ab,
und ich beweg dich jetzt,
das hier ist SPAX tief aus seinem Herzen,
ich hab viel zu lachen, ich habe einige Schmerzen,
zündet für mich in ganz Deutschland Kerzen an,
in jeder Kirche, gottverdammt, und auch in jedem Land,
ich lass die Felgen brennen,
genau wie Torch,
und eins verspreche ich euch,
ich halte mein Wort…..Word!