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Loomit

Als einer der Old School Writer ist Loomit auf der ganzen Welt bekannt. Er war maßgeblich an der Entwicklung von Graffiti in Europa beteiligt. Seine Reiselust hat ihn schon in seinen Anfangszeiten in viele Städte Deutschlands geführt und auch vor dem Ausland machte er nicht halt und war in einer Zeit in New York, in der wohl jeder gerne dort gewesen wäre.

HipHopWontStop konnte ihn für ein Interview gewinnen und somit stand er uns per E-Mail Rede und Antwort.

http://www.loomit.de/


 

HHWS: Wie bist du 1983 zum Graffiti gekommen?

LOOMIT: Durch jugendlichen Übermut, die Tatsache schon immer gezeichnet und gemalt zu haben und die ältere Schwester eines Schulkameraden, die 82 in New York Austauschschülerin war und so die Nachricht von Graffiti an mein Ohr trug.

 

HHWS: Als die Hip Hop Welle nach Deutschland kam, fingen viele mit Hip Hop, also auch Graffiti, an. Die meisten hörten nach einer Weile wieder auf, sei es mit Graffiti oder was anderem. Was hat dich zu der Zeit schon so fasziniert, dass du nicht auch aufgehört hast?

LOOMIT: Das ich schon meine erste Hall of Fame hatte, schon viel mit Graffiti rumgekommen bin und letztlich auch schon ein bisschen Geld verdient hatte.

 

HHWS: Wann war dein erster Besuch in New York? Mit welchem Gefühl bist du hin und mit welchem Gefühl bzw. Eindruck zurückgefahren?

LOOMIT: Das war 1987 zusammen mit DARCO (Paris) und CHINTZ (Dortmund) . Wir waren für alles offen und zu allem bereit. Im Flieger zurück waren wir sehr zufrieden mit dem was wir erreicht hatten.

 

HHWS: Gab es von Seiten der New Yorker Writer grundsätzlich eine positive Reaktion auf einen Writer aus Deutschland oder war auch eine gewisse Abneigung zu spüren?

LOOMIT: Überhaupt nicht! Wir hatten auch zwei Wände mit SEEN gemacht…

 

HHWS: Du bist bekannt für große und sehr aufwendig und detailliert gestaltete Wandproduktionen. Wann fing es mit den großen Produktionen an?

LOOMIT: Ich denke so im Herbst 87 auf dem Gelände des Flohmarktes Dachauerstrasse.

 

HHWS: Was war die wohl größte Wand und mit wem hast du diese wo gemalt?

LOOMIT: Das dürfte die Medienwand in Hamburg Altona (8oo qm) gewesen sein. Die war mit Daim, Toast, Tasek, Dare, Mate, Troll und Vaine.

 

HHWS: Wie bereitest du eine große Wandproduktion vor?

LOOMIT: Viel zeichnen, die Wand und seine Problemstellen sondieren, den Wetterbericht hören, Gerüst, Leitern, Farbe an die Wand schleppen, aufbauen und loslegen.

 

HHWS: Wieviel Zeit investierst du insgesamt in eine Produktion?

LOOMIT: Meist einen Tag Vorbereitung und dann meist so 2-4 Tage wenn’s keine Riesentrümmer sind.

 

HHWS: Graffiti brachte dich schon in viele Länder, du warst in Griechenland, Südafrika, mehrmals in den USA,… Wurdest du für diese Reisen eingeladen oder hast du alles selber finanziert?

LOOMIT: Teils teils. Am Anfang habe ich mir alles selber finanziert und habe Jobs „on the road“ erledigt. Dann kamen Farbensponsoring ,bezahlte Trips und Auftragsarbeiten dazu.

 

HHWS: Du bist auch einer der Writer, die zur weltweiten Vernetzung der Graffiti Szene durch ihre Reisen beigetragen haben. Welche Länder hast du schon besucht und in welche würdest du gerne noch reisen?

LOOMIT: Mal sehen was ich noch zusammenbekomme:
Holland, Frankreich, England, Italien, USA, Dänemark, Schweden , Finnland, Belgien, Luxemburg, Spanien, Australien, Neu Seeland, Kanada, Brasilien, Bahamas, Südafrika, Hong Kong, Portugal, Griechenland, Kroatien, Bosnien, Polen, Tschechische Republik, Österreich, Schweiz und bestimmt noch etwas, dass ich vergessen habe.

 

HHWS: Soweit mir bekannt ist ernährst du mit Graffiti deine Familie. Wie schwierig ist es von Graffiti zu leben?

LOOMIT: Da fehlt mir der Vergleich, denn auch meine Frau ist selbständige Illustatorin…Ich habe aber nix zu klagen.

 

HHWS: Bist du manchmal so eingeschränkt, dass du manche Aufträge aus finanziellen Gründen machen musst, obwohl du es eigentlich nicht willst?

LOOMIT: Wenn Du eine Familie zu ernähren hast , stellst Du Dir solche Fragen nicht.

 

HHWS: Welchen Rat würdest du Writern geben, die Aufträge suchen aber keine finden?

LOOMIT: …das Fach zu wechseln. Ich hatte nie große Probleme Jobs zu finden, also denke ich mir, wenn sich jemand nicht dem Kunden anpassen kann, sollte er nicht immer hoffen, dass die Welt nur darauf wartet ihm Millionen zu bieten…

 

HHWS: Warst du auch schon an Ausstellungen beteiligt und wie war die Resonanz der Kunstszene auf Graffiti?

LOOMIT: Schon an einigen und die Resonanz der Kunstszene kann ich nicht beurteilen. Den Besuchern hat’s doch meistens gefallen.

 

HHWS: Was hat dir Graffiti alles gegeben?

LOOMIT: Horizonterweiterung mit Verdienstmöglichkeit.

 

HHWS: Welche Bedeutung hat Graffiti für dich?

LOOMIT: So ziemlich alles, was nach meiner Familie kommt.

 

HHWS: Wie siehst du die heutige Graffiti Szene? Wie könnte die weitere Entwicklung aussehen?

LOOMIT: Heute ist es eine global agierende Kreativengemeinde , die den öffentlichen Raum für ihren Ausdruck nutzt und was sein wird steht in den Sternen…

 

HHWS: Was bedeutet Style für dich? Ist es wirklich der Ausdruck der Persönlichkeit?

LOOMIT: Es ist nicht mehr und nicht weniger als seine Handschrift, die auch bestimmte Merkmale über die Persönlichkeit verrät.

 

HHWS: Wie siehst du deine Zukunft? Wird Graffiti immer eine Rolle in deinem Leben spielen?

LOOMIT: Ich denke schon.

 

HHWS: Vielen Dank für das Interview. Möchtest du zum Schluss noch was sagen und jemanden grüßen?

LOOMIT: Immer Handschuhe und Maske benutzen!