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DJ Mirko Machine

Zu den bekanntesten Hip Hop DJ’s aus Deutschland gehören u.a. Leute wie DJ Marius No.1, DJ Stylewarz, Dj Broke und auch DJ Mirko Machine. Mirko machte sich u.a. einen Namen durch seine DJ-Tätigkeit für MC Rene, Spax oder jetzt Dendemann.

Er ist nicht nur am DJ’ing interessiert, sondern an der gesamten Kultur, was auch seine Mitgliedschaft in der Crew „Criminal Minded“ bestätigt, eine Gruppe die hauptsächlich aus Writern besteht.

Kontaktieren kann man ihn über seine Webseite. Seine Resonanz auf meine E-Mail Anfrage zwecks Interview war gut und so kam das Interview per E-Mail zustande und desweiteren hat er HHWS einige Fotos zur Verfügung gestellt.

www.mirkomachine.de


 

HHWS: Wie und wann war dein erster Kontakt mit Hip Hop?

MIRKO MACHINE: Das war im Spätsommer 1983. Ich habe das Video I.O.U. von der Gruppe Freeze gesehen. Zum Ende hin wird in dem Video Boogie getanzt und ich hab mich gefragt was die da machen und fand es extrem fett. Ich habe geschaut dass ich das Video noch mal sehen kann, dann habe ich angefangen zu tanzen.

 

HHWS: Weshalb hat dich das DJ’ing so sehr fasziniert? Hast du auch mal Pausen davon gehabt, wo du einfach keine Decks mehr sehen konntest?

MIRKO MACHINE: Ich glaube es liegt daran, dass mich Musik und Schallplatten schon immer fasziniert haben. Ich kann mich erinnern wie ich mit 6 oder 7 meinen ersten Plattenspieler hatte und Räuber Hotzenplotz gerne rückwärts gedreht habe weil das so geil aussah.

Mit 8 habe ich meinen ersten Kassettenrecorder gehabt und habe versucht aus dem Radio Musik aufzunehmen. In den nächsten 2 bis 3 Jahren wurde das alles konkreter und ich habe angefangen Rock zu hören und auch meine ersten Platten gekauft.

Seitdem ging es stets bergauf was Schallplatten anging. Wirklich in Plattenläden habe ich mich aber erst mit 14 rumgetrieben. Ich fand sie sehen einfach extrem gut aus, man hat was in der Hand. Fast schon ein Poster. Mit 16 hab ich die Anlage von meiner Schwester rübergeholt und angefangen über den Volumenregler zu mixen. Bis ich dann schließlich ´88 das Geld für zwei Technics hatte.

Genervt haben mich die Platten nie, auch meine Decks im Leben nicht, es ist eher so: Ein Tag ohne ist schlimmer als nichts zu essen.

 

HHWS: Was hast du in deiner Zeit als DJ von 1988 an alles gemacht?

MIRKO MACHINE: Nachdem ich das erste Jahr nur mit üben in meinem Zimmer verbracht habe, bin ich immer sonntags mit meinen Decks zu meinen Jungs in den Übungsraum gefahren, um dort für die B-Boys Platten zu spielen. Dann stand das erste Dj Battle in Hamburg an.

Ab dann ging’s los quer durch Deutschland von Jam zu Jam, ich hab mit verschiedenen Amis aus meiner Region, die in Oldenburg oder Bremen gewohnt haben, weil sie hier stationiert waren, Musik gemacht. Das ging bis ich ´94 auf Rene getroffen bin. Ab da ist es Geschichte.

Der Rest steht soweit auch auf meiner Seite www.mirkomachine.de.

Die erste Produktion für Den Langen, dann für Spax, Scratche für das Stieber Twins Album, auf nach London zu Blade, Song aufnehmen für Rene’s Album, Tobi und Bo klargemacht das sie ’nen echten DJ brauchen und keine Puppe, mit Spax ganz Deutschland, Österreich, die Schweiz und Dänemark gerockt.

Noch mal DMC mitgemacht und zweiter geworden.

Dann mit Das EFX, Jeru, Gangstarr, Mr. CEE (Dj von Big Daddy Kane und später Notorious B.I.G) und Eminem gespielt, in Italien, Afrika, Schweden, Tschechien, Frankreich, Ungarn und Texas aufgelegt.

In Oldenburg 3 Jahre die Real Deal Radio Show gemacht, ab 94 fünf Jahre in Folge Battle of the Year DJ gewesen.

Nach Hamburg umgezogen hier den Freeze Club gemacht und jetzt mit Dendemann unterwegs.

 

HHWS: Hast du es auch mal als Writer, MC oder B-Boy probiert?

MIRKO MACHINE: Wie gesagt B-Boying hat mich zum Hip Hop gebracht.

Als Writer würde ich mich nicht bezeichnen, habe aber auch diese Phase mitgemacht, mit allem was dazugehört. Ich hab’s dann schließlich gelassen, weil ich fand, das ich dazu nicht genügend Talent hatte.

Als MC gab’s früher mal Versuche, aber die waren doch eher wack. Aber heute?? Watch out wenn Dende und ich die Stage rocken.

 

HHWS: Wie siehst du die Entwicklung des DJ’ing?

MIRKO MACHINE: Bis vor zwei Jahren sehr positiv. Jetzt wird es mir doch ein wenig zu technisch. Die Jungs schauen nur noch wo sie noch einen Fader Klick unterbringen und vergessen, dass das Zauberwort FUNKY heißt.

Die Sachen mögen technisch sehr schwer sein, aber kicken leider nicht.

 

HHWS: Wer sind deine Lieblings-DJ’s?

MIRKO MACHINE: Viele…Cash Money hat mich früher sehr stark geprägt, Aladdin – für ihn gilt das Gleiche, Jazzy Jeff, Dj Too Tuff, Dj Scratch, Grandmixer Dst., Mark the 45 King, Marley Marl, Red Alert, Premier, Q-Bert, D-Styles, Mixmaster Mike, Babu, J-Rocc, Melody, ShortCut, Jam Master Jay.

 

HHWS: In den letzten Jahren gab es immer weniger Cuts auf den Alben, vor allem in den USA. Wie siehst du das?

MIRKO MACHINE: Kommt darauf an welche Platten du kaufst.

Wenn du nur Mainstream nimmst, trifft es wohl zu. Ansonsten liegt es auch daran, dass es einfach mehr MC’s gibt. Man brauch nichts dafür, außer Wortgewandtheit. Sie laufen in ein Studio rein und Rappen ihren Text über ein Instrumental und danach ist es ihnen egal. Ist ja auch billiger. Ist ja hier auch nicht großartig anders. Welchen MC siehst du denn auf ’nem Battle of the Year, oder beim Splash bei den Writern oder an der B-Boy Bühne?

Wohl keinen oder nur sehr wenige.

 

HHWS: Was hälst du von der Aussage, dass Hip Hop ohne das DJ’ing niemals so geworden ist wie es sich entwickelt hat, da z.B. Kool Herc als DJ auf seinen Block Parties Hip Hop Grundlagen geschaffen hat? Sollte man dem DJ mehr Respekt zollen, da meistens nur MC’s im Mittelpunkt stehen und von ihrer Tätigkeit leben können?

MIRKO MACHINE: Ja das stimmt ja auch.

Wie Rakim in dem Song New York rappt „WE DISC JOCKS CREATED HIP HOP“.

Writer gab es schon vorher.

Die B-Boys haben sich auf den Blockparties entwickelt. Dort kam dann auch der MC dazu und wie es bei jeder Musik ist, bekommt der, der spricht bzw. singt, die größte Aufmerksamkeit.

Der Rest der Gruppe wird oft vergessen. Man kann allerdings niemanden dazu zwingen, dem DJ mehr Respekt zu zollen, aber wer Hip Hop verstanden hat, für den ist das eh klar. Ansonsten liegt es auch daran, das es kein each one teach one mehr gibt. Jeder hält sich schnell für den geilsten Typen und kann nichts annehmen. Respekt vor dem Älteren ist in der heutigen Gesellschaft eh nicht mehr so das Ding. Außerdem darf es einfach nicht passieren, dass ein MC auf der Bühne steht und sagt: „Ey, ey hört mal auf zu tanzen, ich Rap jetzt.“

Auf der anderen Seite geht gerade ein Trend von den MC’s aus, dass sie selber versuchen zu DJ’n. ???

Aus Respekt oder weil es keine Jobs mehr für sie als MC gibt!!!!

 

HHWS: Kannst du von deiner Tätigkeit als DJ leben?

MIRKO MACHINE: Mehr schlecht als recht.

 

HHWS: Welche Meinung hast du über die Club DJ’s, die eigentlich nur Platten auflegen aber zum Teil von der Hip Hop Kultur keine Ahnung haben? Passt da der Begriff DJ?

MIRKO MACHINE: Ist ja auch ein DJ. Nur in unseren Augen kein cooler. Nur TV Hip Hop zu spielen zeugt nicht von Skillz und Knowledge. Ist ein Dienstleister der von den Leuten Respekt bekommt, von denen ich ihn gar nicht will.

 

HHWS: Wie kam deine Kollabo mit Dendemann zustande?

MIRKO MACHINE: Wir haben uns vor ca. zwei Jahren auf ’nem Jam in Bremen getroffen, da sagte er mir, dass er eine Soloplatte machen möchte und ich sollte doch darauf scratchen. Gesagt getan. Ich erzählte ihm dass ich finde, dass er für mich der beste MC in Deutschland ist und wenn er ’nen DJ für ne Show braucht, kann er mir gerne Bescheid geben.

Etwas Zeit ging ins Land und wir machten unser erstes Konzert zusammen. Seitdem hält das an.

 

HHWS: Welches Mischpult ist dein Favorit und aus welchem Grund?

MIRKO MACHINE: Ich benutze zur Zeit noch immer den Vestax 07. Ich würde mir auch ’nen Rane kaufen, ist nur echt teuer der Stuff.

 

HHWS: Du hast schon für viele MC’s deine Cuts beigesteuert, vor allem auch für MC Rene. Wie ist das Verhältnis zwischen euch heutzutage?

MIRKO MACHINE: Rene habe ich sehr lange nicht mehr gesehen. Ich würde sagen cool.

 

HHWS: Würdest du auch mal für andere Musikstile deine Skills zum Einsatz bringen, wie z.B. House, Techno, Rock,…?

MIRKO MACHINE: House und Techno gehen mir nicht rein. Rock? Wie meinste in na Rockband, wie jetzt viele ’nen DJ haben? Wenn sie coolen Sound spielen, warum nicht. Viele Hip Hop Songs haben Rock Drums oder Gitarren Riffs.

 

HHWS: Arbeitest du lieber mit Vestax oder mit Technics?

MIRKO MACHINE: Wenn du Turntables meinst… Nichts geht über TECHNICS.

 

HHWS: Du bist ja momentan Resident DJ im Freeze Club in Hamburg. Was für Musik legst du auf?

MIRKO MACHINE: Freeze ist wieder vorbei. Die Besitzer sind Spinner, da musste ich gehen. Das konnte ich mir nicht mehr ziehen.

Ansonsten habe ich dort viel Golden Ära Rap gespielt.

 

HHWS: Nach welchen Kriterien legst du grundsätzlich auf? Versuchst du auch mal Sachen zu spielen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt beim Publikum ankommen?

MIRKO MACHINE: Das kommt darauf an wo man ist. In seinem Resident Club kann man Songs etablieren. Wenn man irgendwo zu Gast ist, ist es schon anders und zum Teil schwerer. Das Publikum ist ja heutzutage sehr aufs Fernsehen eingeschossen. Der Resident DJ bedient sie nur noch damit. Wenn man dann 3-4 Scheiben spielt Glotzen die meisten nur noch doof, weil sie den Stuff nicht kennen. But i don’t care…

 

HHWS: Welche Ratschläge würdest du jemanden geben, der auf dich zukommt und sagt, dass er auch gerne DJ werden möchte?

MIRKO MACHINE: Wenn er meint dass er Bock drauf hat, sollte er es versuchen. Aber nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen, weil es einfach auch seine Zeit braucht, bis man gut ist.
Man muß ÜBEN ÜBEN ÜBEN ÜBEN ÜBEN ÜBEN ÜBEN ÜBEN…

 

HHWS: Was hältst du von der Hip Hop Kultur heutzutage und den Alben und Singles, die groß rauskommen in Deutschland?

MIRKO MACHINE: Das meisten Platten finde ich langweilig. Das gilt allerdings auch für die Staaten. Die Kultur ist doch schon lange tot. Es geht nur noch ums Platten verkaufen. Kein Zweig unserer Kultur interessiert sich noch großartig für den anderen.

 

HHWS: Hast du Pläne für deine Zukunft? Wie willst du diese gestalten?

MIRKO MACHINE: Als nächstes steht Dendes Album an, dort ein paar Songs beisteuern.

Ich möchte noch ’ne Platte mit Beats machen.

Die Sachen für die LP vom Langen fertig machen.

Und sonst Beats programmieren, Beats programmieren, Beats programmieren…

 

HHWS: Vielen Dank für das Interview. Ein paar letzte Worte von dir…

MIRKO MACHINE: Keep on rockin‘ in allen Formen, auf Train, auf dem Boden, am Mikrofon oder an den Drehern, aber haltet es funky.

Respektiert euch gegenseitig. Auch wenn ihr ein Battle verliert. Es wird das nächste Battle geben.
Gang Shit ist nicht Hip Hop, es hat sich nur in den Medien bestens verkauft. Der Ursprung von Hip Hop war immer gegen Gewalt.