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DJ Hype

Marc Hype, Jahrgang ’73, aus Berlin ist seit 1988 als DJ tief in der Hip Hop Kultur verwurzelt, hat sich jedoch nie gescheut über den Tellerrand hinauszuschauen.

Frühe Releases mit der heute nicht existierenden Rapgruppe Cheeba Garden Anfang der 90er Jahre, die deutschen ITF Titel von 1998 & 1999, unzählige Mixtapes, Compilationbeiträge, Remixe und Battletools sowie sein letztjähriges Debutalbum mit internationalen Gästen wie Masta Ace, Souls Of Mischief, Mr. Lif oder den Beat Junkies sprechen für sich. Hype ist ausserdem Gründer der Phaderheadz DJ Crew und Betreiber der Website Phaderheadz.com.

http://www.djhype.de/


 

HHWS: Wann und wie bist du zum DJing gekommen?

HYPE: Das war so 1988. Nachdem ich einige Jahre als Writer durch die Gegend gezogen bin und im Radio und auf Tapes Run DMC mit Jam Master Jay und die Beastie Boys gehört hatte. Auch Jazzy Jeff, Terminator X und DJ Scratch zählen zu meinen Inspirationen der ersten Stunde.

 

HHWS: Wie war und ist dein Interesse an den anderen Teilen von Hip Hop?

HYPE: Neben dem Writing gab‘s auch mal ’ne kleine Beatboxphase und natürlich die unabdingbare Einstiegsdroge Breakdance in der Grundschule, so um ’84 rum.

 

HHWS: Was hast du in deiner Laufbahn alles erreicht?

HYPE: Fast alles was ich wollte. Neben den beiden ITF Deutschland Titeln ’98 & ’99 jede Menge Mixtapes, Maxis, Alben, eine DVD, Compilationtracks für Battle Of The Year, Return Of The DJ und vielen Anderen, sowie seit sieben Jahren Selbstständigkeit.

 

HHWS: Welches DJ-Equipment hältst du für das Beste?

HYPE: Kommt auf den Nutzen drauf an. Ich benutze momentan die Technics MKII Turntables, Shure M44-7 Systeme und wahlweise den Rane TTM56 oder Pioneer 909.

 

HHWS: Das DJ’ing hatte dich ja in verschiedene Länder geführt, wie z.B. Norwegen, Japan oder die Tschechei. Wie war die Reaktion dort? Was hast du von den Hip Hop Szenen der Länder so mitbekommen?

HYPE: Die Reaktion war ausnahmslos immer positiv. Das ist ja das Schöne am DJing, ebenso wie Writing und BBoying, es geht nie um die Sprache, wie z.B. beim Rap. Über die Zeit hat sich ja auch viel verändert. Als ich damals das erste mal nach Polen kam war das absolutes Entwicklungsland. Heute haben die eine, für ihre Grösse, mit Deutschland zu vergleichende Infrastruktur. Ebenso die Tschechei. Mit dem Hip Hop Kemp in Prag haben die das grösste osteuropäische Festival aufgebaut! Im Endeffekt ist alles ausserhalb der USA sehr ähnlich. Du triffst immer wieder die gleichen Idealisten, OldSchooler und Newcomer.

 

HHWS: Die ITF wurde ja von DJ Babu gegründet um eine DJ Competition in Unabhängigkeit von den DMC Meisterschaften zu schaffen. Wie siehst du die beiden Meisterschaften?

HYPE: Die ITF wurde nicht von Babu erfunden! Ihm wird nur der Term „Turntablist“ zugeschrieben, welcher von der ITF von Anfang an intensiv promotet wurde. Die ITF wurde von Alex Aquino und Pash Kambert gegründet. Aber es ist sehr schwer die beiden Instutitionen nebeneinander zu vergleichen. Den DMC gibt es schon seit den 80ern und war schon immer ein auf Profit ausgelegter Verein. Im Gegensatz dazu kommt die ITF ja direkt aus dem Untergrund, aus der Quelle. Gerade während ihrer Entstehung 1996 kamen ja auch die meisten neuen Techniken und Styles zu Tage. Da steckte eine völlig andere Intention dahinter. Das Problem war nur das die ITF geschäftsmässig zu sehr hinterherhinkte, so dass nun das deutsche Chapter sogar die Organisation weltweit übernommen hat. Das war immer der grosse Pluspunkt des DMC, ein funktionierendes weltweites Netzwerk das auch Geld im Rücken hatte.

 

HHWS: Glaubst du dass der Stellenwert von einer der beiden Meisterschaften so hoch wird wie der des Battle Of The Years beim B-Boying, so dass viele DJ’s sich zu sehr auf die Meisterschaften konzentrieren und den Spass an der Sache in den Hintergrund stellen?

HYPE: Der Stellenwert ist im Endeffekt gleich hoch. Es gibt ja weltweit keine weitere Konkurrenz, wenn man mal von den Vestax Meisterschaften absieht. Aber im Laufe der letzten Jahre hat man eher bemerken können dass die Zahl der Teilnehmer wie Talente rückläufig ist. Den genauen Grund kann niemand nennen, weil es ihn wahrscheinlich nicht gibt. Vielleicht ist der Weg über die Battles für die neue Generation einfach zu steinig…

 

HHWS: Club-DJ’s wird ja nachgesagt, dass sie keine richtigen DJ’s sind, da sie oft nur Platten auflegen und auch noch Platten, die man überall hört, also Mainstream. Wie siehst du das?

HYPE: Es soll jeder machen was er für richtig hält. Mein Weg war es nie und wird es auch nie sein. Ich möchte auch in 20 Jahren auf meine Karriere zurückblicken können ohne mich für irgendwelche kulturfremden Leuten angebiedert zu haben. Allerdings gibt es auch verschiedene Kategorien. Die in deiner Frage angesprochenen DJs sind ja auch eher dem „Black Music“ (was für ein fürchterlicher Begriff) Umfeld zuzuordnen. Originale Hip Hop DJs lassen sich ja nicht in musikalische Schranken verweisen, solange es funky ist.

 

HHWS: Das gleiche gilt auch für DJ’s a la DJ Clue. Um ihn als Beispiel zu nehmen, seine Tapes präsentieren einfach die neuesten Songs, also sind ein weiterer Teil der Promotionschiene der Industrie.

HYPE: Den Weg hat er sich aber selbst gewählt, das ist was er sein will. Er macht das nicht unbewusst und vor allem nicht unbezahlt! Es hat in meinen Augen nur keinen kulturellen Wert und die DJs sind die grössten Historiker im Hip Hop mit der meisten Verantwortung. Einer Verantwortung aus der sich auch die MCs nur allzu gerne rausschleichen.

 

HHWS: Was macht für dich ein guter DJ aus?

HYPE: Originalität, Skills, Souveranität und ein sehr gutes musikalisches Verständnis. Darum geht es , Musik…

 

HHWS: Wie würdest du den Begriff Turntablism beschreiben?

HYPE: Turntablism ist die aus dem Hip Hop DJing entstandene Kunstform des Manipulierens der Plattenspieler. Die Plattenspieler und Mixer im Sinne eines Instruments zu benutzen und neue Musik entstehen zu lassen.

 

HHWS: Old School-mäßig war ja immer ein DJ fester Bestandteil der Rap Gruppe, doch heutzutage findet man das nicht allzu oft. Was hältst du von dem Respekt der den DJ’s gegenüber gebracht wird?

HYPE: Die Frage stellt sich doch welchen Respekt wird der Kultur gegenüber erbracht. Der DJ war als erster da und die MCs waren sein „Nebenprodukt“! Früher ging es nur um die Tänzer und den DJ…

 

HHWS: Sind die Reaktionen des Publikums bei den DJ Battles den Skills der DJ’s angemessen oder wissen viele nicht, was gut ist und was nicht gut ist?

HYPE: Der average Hip Hop Head weiss im Grunde genommen gar nichts. Man muss ihnen aber auch die Chance zum Verstehen geben, was wiederum an den DJs liegt. Es kommt auch auf die Verpackung drauf an! Natürlich fällt es als Aktiver um einiges leichter Vorgänge zu verstehen. Beim B-Boying oder Writing verstehen auch nur die Aktiven was schwierig oder gut ist und was nicht.

 

HHWS: Was waren/sind deine Vorbilder?

HYPE: Am Anfang Jam Master Jay, Cash Money, Jazzy Jeff. Später Q-Bert, Mixmaster Mike, Roc Raida, Mista Sinista, Rob Swift, Babu und DJ Noize. Heute schaue ich mir gerne Sachen von Craze, A-Track, Cut Chemist, DJ Shadow, RJD2, Diplo oder auch DJ Revolution an.

 

HHWS: Wie siehst du die Zukunft des DJ’ing?

HYPE: Da wird immer noch viel passieren. Durch neue Entwicklungen wie Stanton’s Final Scratch oder auch die Features des Pioneer 909 bleibt es ständig in Bewegung. Die Möglichkeiten vergrössern sich. Auch das Crossen von verschiedensten Musikstilen wird sich massiv erweitern!

 

HHWS: Was sind deine Ziele bzw. die deiner Gruppe?

HYPE: Für mich steht die Produktion meines neuen Albums an, welches ich mit meinem neuen Partner Jim Dunloop, einem studierten Jazzpianisten, in Angriff nehmen werde. Ausserdem noch der dritte Teil von Funkvergnügen mit Katmando. Werd bringt demnächst sein erstes Album raus und auch Q-Millah ist fleissig an seiner EP dran… da kommen noch ein paar Sachen in der Zukunft…

 

HHWS: Last Words…

HYPE: Glaubt an eure Träume, benutzt euer Gehirn und sie werden wahr… Peace