DJ Double D
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HHWS: Wie immer kommt am Anfang die Frage nach deinen Anfängen im HipHop? Wie sind deine ersten Kontakte mit HipHop zustande gekommen?
DD: In der pupertären Phase meines Lebens, also so mit 12 – 14 Jahren, war ich auf der Suche nach Zielen und Herausforderungen. Da zu dieser Zeit Hip Hop eine Modewelle war, wurde ich damit konfrontiert. Das „Bravo Sonderheft Breakdance“ gab mir einen groben Überblick und schnell fand ich heraus, dass StyleWars und Wild Style mehr als nur Mode verkörpert und so entschied ich mich für ein Leben im Untergrund. Nächtliche Aktionen und illegale Partys waren da gute Mittel um die eigenen Grenzen auszuloten. Der Kontakt zur Szene und deren Aufbau brachte mir Freundschaften und Anerkennung.
HHWS: Die Entwicklung ist auch im HipHop stark vorangeschritten, egal in welcher Richtung. Als Person, die von den Anfängen bis heute viel mitbekommen hat, wie würdest du die Entwicklung im Laufe der Zeit beschreiben?
DD: Gesellschaftlich. Hip Hop hat schon immer einen Spiegel der Gesellschaft dargestellt. Zu beginn waren es die Migranten in den Ghettos der Amerikanischen Metropolen, speziell natürlich in NY und dort in der Bronx. Heute ist Hip Hop global und dank Medien, Internet und Entwicklung allgemein ist Hip Hop allgegenwärtig. Egal wie man Hip Hop definiert, so hat Hip Hop die Welt verändert und geprägt. Ob es die Sprache und Ausdrucksform einer Generation oder der Einfluss auf Werbung und Grafik ist. Wenn der Fussballmoderator sagt: „Da geht was“, dann ist das der Einfluss von Hip Hop und Jugendsprachkultur auf die Gesellschaft allgemein! Ich sehe Logos in der Werbung die ihre Wurzel in Hip Hop haben.
Wir leben auf „Planet Rock“!!!
HHWS: Du hattest ja auch mal das B-Boying und Graffiti ausprobiert und bist, soweit ich weiß, noch beim Malen geblieben und wie tief bist du noch damit verbunden?
DD: Ich habe nie „Breakdance“ gemacht und doch bezeichne ich mich als B-Boy. Ich tanze gerne, aber auf dem Boden kann ich nichts =)…Graffiti bzw. Writing ist in mir. Ich habe immer ein paar Sticker einstecken, mache auf der Toilette einen Tag und gehe bei geeigneter Witterung auch mal mit der Dose raus. Ich muss ständig irgendwelche Zettel bekritzeln.
HHWS: Du hast als DJ auf vielen Jams und B-Boy Battles aufgelegt. Erzähl uns doch mal bitte was über diese Zeit und über ganz bestimmte Jams / Battles, die was Besonderes für dich waren.
DD: Es war und ist eine schöne Zeit. Ich mag es sehr gerne für B-Boys aufzulegen, weil da sehr viel Energie von den Tänzern rüber kommt. Highlights gab es dabei sehr viel. Die B.O.T.Ys haben mir neben der Ultimate B-Boy Session die Tür zur internationalen Bühne geöffnet. Freunde in England, Frankreich, Holland und der Schweiz haben mich eingeladen und mir Respekt für meinen Style gegeben. Es ist toll, wenn man beim Splash vor 20.000 Leuten steht oder wenn man in London in einem dunklen Keller für die Oldschool aufspielt. Es gab so viele tolle Momente, gerade erst im Herbst 2006 war ich in Estland und habe gesehen wie herzlich die Leute dort feiern und abgehen. Es ist schön Menschen zu treffen, die eine ähnliche Einstellung zum Leben haben und den Spaß an der Kultur genießen.
HHWS: In Frankfurt hast du deine Funky Fresh Radio Show. Was genau hat es damit auf sich?
DD: Ich mache die Funky Fresh Radio Show seit 1997 jeden 1 / 3 und 5 Samstag im Monat.
Es ist mir wichtig, dass ich als Plattensammler und DJ meinen Geschmack in der Öffentlichkeit darstellen kann. In der Sendung läuft alles, was Funky ist. Es muss nicht unbedingt Hip Hop sein, sondern es gibt auch mal Drum and Bass Einflüsse oder auch chillige Downbeats zu hören. Es gibt immer eine Reggae Ecke und neben Undergroundstuff laufen auch Industrie Promos. Hauptsache ist, dass es mir gefällt und dass der Sound irgendwie Funky ist… natürlich unterstütze ich auch neue Crews und Bands, indem ich ihre Sachen vorstelle oder sie zum Interview einlade, aber auch Interviews mit Größen wie Jazzy Jay oder Bahamadia lasse ich mir nicht entgehen.
www.radiox.de/live (jeden 1/3/5Sa. von 15-17.00Uhr)
HHWS: Wie sieht eigentlich die HipHop Szene in Frankfurt und Umgebung aus?
DD: Ich glaube wie überall. Es gibt endlos viele Crews die ihre Musik machen. Es gibt ein paar alte Leute die aktiv sind und es gibt Neue die ihr Glück probieren. Frankfurt war schon immer eine Geld Stadt, aber als Offenbacher fühle ich mich mehr dem Style verpflichtet.
Je weiter Du in die Vororte raus gehst umso deeper wird es. Coole Sachen passieren natürlich in Offenbach, aber auch in Darmstadt oder in Gelnhausen. Ich mag Frankfurt nicht besonders.
HHWS: Beruflich bist du auch im Bereich der Plattenspieler angesiedelt. Was genau hat es mit deinem Job für Vestax auf sich und ist das eine Art Traumjob für dich?
DD: Ich bin seit mehr als 10 Jahren Selbstständig und als DJ Aktiv. Da man vom Auflegen alleine nicht leben kann, mache ich alle möglichen Jobs die etwas damit zu tun haben. So habe ich eine Zeit lang für Vertriebe und Labels (Oxygen/MZEE/Neuton) gearbeitet, war Verkäufer im Plattenladen (Freebase Frankfurt), schreibe für Zeitschriften und bin für Vestax als Promoter und Produktberater tätig. Besonders wichtig sind mir Workshops, so dass ich mein Wissen und Können an andere weiterreichen kann. Each one teach one, darauf bin ich stolz und es macht mir Spaß, wenn ich einen Teil meines Wissens und meines Styles auf motivierte Menschen übertragen kann.
Bei Vestax war ich von 2002 bis 2004 verantwortlich für den Vinyl Recorder VRX 2000. Leider konnte sich dieses Gerät auf dem deutschen Markt nicht durchsetzen. Es war mein Traum einen Vinyl Recorder zur Erhaltung des Vinyls zu etablieren. Im Zeitalter von digitalen Medien hat das aber leider keine große Zukunft.
HHWS: Was macht in deinen Augen bzw. Ohren einen guten DJ aus?
DD: Egal ob es jetzt um ein Scratchsolo, um ein Mixtape oder um einen ganzen Abend geht
…er muss Flow haben und Grooven…der DJ muss seine Platten kennen, die Technik beherrschen und ein Gefühl für die Crowd haben. MOVE THE CROWD!
Er sollte musikalische Strukturen verstehen, beherrschen und fühlen.
Heute sind die DJs häufig nur laut und spielen Hits, aber das nervt mich…
HHWS: DJ Battles. Was hältst du davon und wie sieht die Szene an sich momentan aus?
DD: Die Szene ist da, aber nicht mehr in der Öffentlichkeit. ITF und andere Battles sind vorbei, weil es zu stark gehyped wurde und zu langweilig war. Die Deutschen DJs, die ja in den letzten Jahren sehr viel gewonnen und beeinflusst haben, waren zu mechanisch. Es geht zu viel um Technik und Geschwindigkeit. Ähnlich wie bei den B-Boys wurde es zu einem Sport.
Die Akteure trainieren hart für den Wettkampf, aber die Musik und der Spaß gehen dabei verloren.
HHWS: Was für Musik hörst du am liebsten?
DD: Ich bin sehr aufgeschlossen, erwische mich aber immer wieder dabei, dass ich Retro Sound mag. Egal ob 90er Hip Hop, 80er Pop oder 70er Disko, 60er Funk oder 50er Rock n Roll und sogar 40er Jazz =)
Na ja, eigentlich mag ich gute Musik. Es sollte Funky sein. Ich habe immer sehr viel aus England gehört und ich mag auch die Westküste der USA ganz gerne. Klassischer NY Sound gefällt mir natürlich auch sehr gut. Es gibt so viel gute Musik da draußen. Wenn ich tanzen gehe, dann mag ich am liebsten Reggae, aber bitte ohne Geschrei…
HHWS: Glaubst du eigentlich dass das Vinyl irgendwann komplett ausgestorben sein wird?
DD: NEIN, bitte nicht =)
Aber es wird IRGENDWANN natürlich aussterben. Es wird schon bald nicht mehr produziert und dann nur noch von Händlern und Sammlern gehortet. Es gibt ständig neue innovative Digital Systeme und selbst „die gute alte CD“ ist ja schon Tot gesagt.
=SAFE THE VINYL=
HHWS: Was hast du sonst noch am Start, womit beschäftigst du dich noch?
DD: Wie viele andere auch, habe ich eine gute Beziehung mit meinem Computer. Pro Tools, Ableton und Nativ Instruments. Producing aber auch MASTERING machen mir Spaß…ab und zu werke ich ein wenig mit Photoshop. Ich baue gerne Jingles und produziere Mixes.
HHWS: Was für Zukunftspläne hast du?
DD: Im Moment beschäftige ich mich hauptsächlich mit meiner DJ Schule und das wird auch in den nächsten Jahren noch so bleiben. Wie es dann weiter geht weiß ich nicht, aber es ging und geht immer weiter…
HHWS: Vielen Dank für das Interview. Einige letzte Worte oder Grüße…
DD: Den üblichen Kram
Keep it Real
Safe the Vinyl
Each one Teach one
Support your local Scene
Hip Hop will never die…!!!
Grüße an alle B-Boys und Fly Girls und an alle die mich kennen …!
DIGGINDEEP4FRESHSTUFF